Der russische Regisseur Timur Bekmambetov (u.a. "Wächter der Nacht", Wächter des Tages") macht sich an einen Actionfilm der (mal wieder) auf einem Comic basiert. Ein spektakulärer Trailer und gute Rezensionen waren durchaus vielversprechend, aber der Film selbst kann dabei nicht wirklich mithalten, sondern ist ganz klar die erste große Enttäuschung des Kinosommers. Der Film ist zwar in sich stimmig, aber zu vieles hat man schon besser gesehen und dazu ist das Drehbuch wirklich schwach.
Es geht um eine geheime Bruderschaft von Killern, die versucht durch gezielte Morde die vom Webstuhl des Schicksals in Auftrag gegeben werden die Welt davor zu bewahren ins Chaos zu stürzen. Das wird spektakulär mit Bullet-Speed und anderen extremen Zeitlupen in Szene gesetzt. Ein kleiner Angestellter (James McAvoy) wird von Angelina Jolie in diese Bruderschaft rekrutiert, da er die Möglichkeit der beschleunigten Wahrnehmung von seinem Vater geerbt hat und mutiert dabei vom totalen Weichei zum Super-Macho. Natürlich kommt nach der anfänglichen Ausbildung dann nach Wendungen im Plot, die mindestens den Pulp-Faktor eines "Van Helsing" haben, doch alles anders.
Wenn man sich die Geschichte der Menschheit in den letzten Tausend Jahren anschaut, dann kann die Bruderschaft (die laut Einführung schon so lange existiert) nie besonders erfolgreich gewesen sein. Vielleicht gab es ja noch mehr Anführer wie den jetzigen, die... aber das wird hier nicht verraten. Dafür kann man sich durchaus Fragen warum sich für diesen Film Stars wie Angelina Jolie und Morgan Freeman verheitzen lassen. Erstere ist hier eigentlich reine Action-Darstellerin und belibt ansonsten für eine Oscar-Preisträgerin erschreckend schwach. Morgan Freeman tritt als machtbesessener Bösewicht viel zu väterlich und freundlich auf (das kann allerdings auch an der deutschen Übersetzung liegen). Nur Hauptdarsteller James McAvoy liefert eine gute Leistung ab. Die Nebendarsteller bleiben sowieso kaum im Gedächtnis.
Überhaupt gehen die Darsteller zwischen der Action, den Effekten und der brachialen Inszenierung unter, die selbst Michael Bay wie einen Feinmechaniker wirken lässt. Dabei sind trotz einiger innovativer und spektakulärer Stunts (Luftrollen mit Autos, Angelina Jolie schießt auf der Motorhaube liegend und es wird in einem Zug gekämpft, der gerade in eine Schlucht stürzt) sind Kameraführung und Schnitt nur Durchschnitt. Der Film kommt weder an Kamera und Schnitt eines Micheal Bay (u.a. "Bad Boys II", "Die Insel", "Transformers") heran, noch an das rasante und schweißtreibende Gefühl eines James Cameron ("Terminator 2"). Noch schlimmer wird es bei den teils übelst zerhackten Schießereien, die weder die choreografische Genialität eines "Shoot 'Em Up", noch die Eleganz eines John Woo ("The Killer", "Hard Boiled", "Face/off") erreichen und die Bullet-Speed und Extremzeitlupen-Szenen waren in Die Matrix und 3 Engel für Charlie schon besser gesehen.
Der ganze Film viel zu stark auf den einen starken Mann zugeschnitten, der am Ende aufräumt (mit ein wenig unterstützung von Angelina Jolie) und zelebriert dabei einen widerlichen Stumpf-Machoismus, der ohne Reflektion oder Ironie schlicht unerträglich ist. Die Rollen der Frau entsprechen diesem Niveau. Eine übergewichtige tyrannische Chefin, eine Blonde Schlampe und ohne Angelina Jolie als Killerin wäre das ziemlich Frauenfeindlich. Wenn Michael Bay sinnloses Testosteron-Kino fabriziert (wie Kritiker immer wieder behaupten), dann ist "Wanted" eine auf Zelluloid gepresst Anabolika-Spritze und folgt genau die "Harter Kerl"-Einstellung die Männer dazu bewegt so einen Mist zu nehmen. Schade um die guten Einfälle.
Wanted |
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Alternativen |
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Einzelwertung |
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Drehbuch: | Solider Actionplot Krude Wendungen | 4 | |||||||||
Charactere: | Solide Stereotypen Kein Tiefgang | 3 | |||||||||
Schauspiel: | James McAvoy Die anderen sind erschreckend schwach | 5 | |||||||||
Kamera: | Effektive Kamera ohne außergewöhnliches | 6 | |||||||||
Musik: | Passend und treffsicher Eingesetzt | 6 | |||||||||
Schnitt: | Effektiver, Zielsicherer Schnitt | 5 | |||||||||
Inszenierung: | Solides Handwerk Nerviger Machoismus | 4 | |||||||||
Design: | Unauffällig passend | 7 | |||||||||
Effekte: | Gute Effekte auf aktuellem Standard | 8 | |||||||||
Action: | Gute Ideen... ...die solide umgesetzt werden | 6 | |||||||||
Summe: | Solider Actionfilm Nervige Rollenbilder | 54 | |||||||||
5 | |||||||||||
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