Die Matrix

Seelenlose Philosophie

Matrix war von Anfang an ein riesiger Hype und einer der ersten Filme, der bei der Vermarktung konsequent auf das Internet gesetzt hat. "Was die Matrix ist kann man nicht erklären, man muss es erfahren," wurde in die Welt hinaus posaunt. Am Ende ist dann doch nur ein mittelmäßiger Actionfilm mit viel Leerlauf im Mittelteil dabei herausgekommen. Die Ästhetik war zwar neu, setzte aber von Anfang an eher auf Detailbesessenheit, denn auf echtes Spektakel. So gibt es dann auch nur zwei wirklich spektakuläre Bilder: Die Stelle an der Neo aufwacht und die riesige Stadt, wo die Menschen an der Matrix angeschlossen sind gezeigt wird und die Flüssigfeuerexplosion am Anfang des Showdowns.

Story gibt es, wie bei Actionfilmen üblich, nicht besonders viel. Der Softwareentwickler und Hacker Neo trifft auf kryptische Nachrichten, die Leder-Lady Trinity und erfährt, dass die ganze Welt nur eine Computersimulation ist. Die Menschen werden von den Maschinen als lebende Batterien gehalten. (Wie funktioniert das eigentlich mit der Fortpflanzung?) Einige Menschen haben sich befreit und deren Anführer Morpheus hält Neo für den "Einen," der endlich die gefährlichen lästigen Agenten töten kann. Danach nervt der Film erst einmal mit peinlicher Selbsterkenntnismystik und noch peinlicherem pseudo­intelektuellen Gelaber.

Mit diesem Trick biedert sich der Film erfolgreich bei Feuillitonisten und ähnlichen sogenannten ernsthaften Filmkritikern an, die selber gerne auf diesem Level schreiben. (Weshalb mir entsprechende Filmkritiken auch ordentlich auf den Zeiger gehen, besonders weil dort oft sehr wenig über den Film selbst geschrieben wird.) Die fanden das ganze Geschwurbel dann auch ganz toll und lobten den Film über den grünen Klee. Wieso dabei allerdings übersehen wurde, das während des ganzen überflüssigen Gelabers die Erzählstruktur zusammenbricht und sich der normale Zuschauer langweilt oder gar genervt fühlt, ist für mich allerdings nicht nachvollziehbar.

Die Actionsequenzen sind dann doch etwas besonderes. Die am Hong-Kong-Kino orientierte sehr elegante Ästhetik hat bis heute niemand erfolgreich nachgemacht. Spektalukäre Akrobatik, an den Wänden entlang laufen und einige der bis heute am aufwändigsten präparierten Actionsets sorgen dann doch noch für einigen Augenschmaus. Die Coolness kommt eher mit dem Holzhammer der Marke lange schwarze Mäntel und entsprechende Sonnenbrillen. Außer dass meist nur die Bösen im Film so herumlaufen, ist das eigentlich auch nichts wirklich neues, ist aber zumindest effektiv.

Die emotionslosen Agenten mit ihrer kalten Logik sind natürlich auch ziemlich coole Gegner, die man gerne hasst. Am Ende bleiben zwei gute Actionsequenzen, die auch heute noch sehr ansehnlich sind und jede Menge Leerlauf dazwischen, wo man mit einem Pseudoanspruch genervt wird, der das wichtigste vergisst, die Erzählung und die Charaktere. Dadurch wirkt der Film reichlich zerfahren und richtige Freude will sich beim Sehen nicht einstellen. Als konsequenter Actionfilm wäre Matrix vielleicht kein Kritikerliebling geworden, aber ein besserer Film.

Matrix

Alternativen

  • The Killer (? - Echte Hong-Kong-Action von Meister John Woo)
  • The 13th Floor (? - Näher an Welt am Draht)

Einzelwertung

Drehbuch: Minus Schwache Erzählung Minus Überflüssiges Gelaber 1
Charaktere: Kreis Charaktere funktionieren, haben aber wenig Tiefe 4
Schauspiel: Plus Glaubwürdige Darsteller Minus Keine besondere Leistung 5
Kamera: Plus Solide, passende Kameraführung 7
Musik: Plus Passend Minus Nervt Teilweise 5
Schnitt: Plus Effektiver, passender Schnitt 7
Inszenierung: Plus Eigenständige Optik Minus Patchwork 6
Design: Plus Welten funktionieren Minus Größtenteils Langweilig 6
Effekte: Plus Neuartige Effekte Minus Viele sichtbar 7
Action: Plus Zwei gute Sequenzen Minus Neos Wiederbelebung 6
Summe: Plus Eigenständige Optik Minus Leerlauf mit Gesülze 54
Gute Action, wenig Inhalt 5
                   
Meinung

Alles nur Geklaut

Wirklich neu war an "Matrix" außer der Actionästhetik am Ende doch eher wenig. Die finstere "reale Welt" ist auch nur typische Dark Sience Fiction. Die Grundidee ist aus "Welt am Draht" geklaut. Die Inspiration für die Actionsequenzen ist eindeutig Hong-Kong-Kino. Die Übernahme der Welt durch die Maschinen kennen vor allem aus "Terminator." Die Liste ließe sich noch weiter fortsetzen, aber ich denke, das reicht erst einmal. Alle diese Elemente sind auf recht neue Art und Weise zusammengesetzt worden und die (Digital-) Effekte wurden zurecht mit dem Oskar prämiert.

Insgesamt bleibt die Welt der "Matrix" aber Stückwerk. Obwohl die Macher es durchaus verstehen mit den einzelnen Teilen zu jonglieren, gelingt es ihnen (auch in den folgenden Filmen) nicht das ganze wirklich harmonisch zusammenzufügen. Auch deshalb stört es, dass der Mittelteil nicht zur Erzählung und dem Zusammenfügen der Welt benutzt wird, sonderen für peinliche Pseudophilosophie. Leider wird das in den folgenden Filmen auch nicht besser.