Als Actionfan wurde man in den Neunzigern nicht gerade verwöhnt. Nervige Filme mit großen Budgedts, schwachen Drehbüchern, langweiligen Helden und gnadenlosen Übertreibungen gingen selbst hartgesottenen Actionfans auf den Geist. Viel Filme wurden nur der Technik wegen gemacht, funktionierten aber nicht einmal als visuelle Spektakel ohne Tiefgang. Es ist jetzt natürlich nicht so, dass ein Actionfilm unbedingt ein großartiges Drehbuch braucht, aber dieses sollte zumindest den Krawall Unfallfrei zusammenhalten. Werbefilmer McG schnappt sich jetzt die Möglichkeiten der modernen Technik und eine alte Fernsehserie und zeigt dann, wie es gehen kann.
Mit quietschbuntem Comicdesign, einer gesunden Portion Selbstironie, die nie ins alberne geht und Heldinnen, die auch wirklich Frauen sein dürfen, gelingt es völlig übertriebene Actionsequenzen trotzdem funktionieren zu lassen. (Anders als etwa im todernsten M-I-2, wo das irgendwann nervt.) Story gibt es auch noch eine. Die Engel werden beauftragt den entführten Erik Knox und dessen gestohlene Software wiederzubeschaffen, aber einige spielen Falsch. Richtigen Tiefgang gibt es hier natürlich nicht, aber das ist bei einem Film, der einfach nur Spaß machen will auch gar nicht nötig.
Dazu gelingt McG eine wunderbar lockere, leichte und unbekümmerte Inszenierung, die vom reinen Spaß am Filmemachen spricht und auch dem Publikum eine Menge Spaß macht. Das bekommt noch lange nicht jeder hin. Die Actionsequenzen haben eine nach wie vor wunderbar Dynamik, auch wenn über einige Dinge die Zeit mittlerweile hinweggegangen ist. Die Coolness am Anfang des ersten Kampfes gegen den "Creepy Thin Man" wirkt etwas aufgesetzt. Ansonsten macht das ganze nach wie vor Spaß, besonders der aus drei parallelen Strängen montierte Showdown in der Burg ist nach wie vor eine echte Meisterleistung.
Die Besetzung passt (fast) perfekt (ich persönlich hätte lieber Milla Jovovich an stelle von Cameron Diaz gesehen, aber so verkrampft wie die immer spielt hätte das wohl nicht funktioniert), man glaubt allen Schauspielern ihre Charaktere, auch wenn sie genaugenommen wohl keine allzu anspruchsvolle Leistung bringen müssen. Eine der Stärken des Films sind sowieso die lebendigen und echt wirkenden Charaktere, die (größtenteils) Spaß an dem haben, was sie tun.
Am Ende gelingt es die Essenz des Actionkinos der Neunziger in diesen Film zu verdichten und dessen negative Eigenschaften außen vor zu lassen. Einige der Effekte sind nach heutigen Verhältnissen zu deutlich zu erkennen, aber Spaß macht der Film immer noch und überraschend gut geschrieben für einen Actionfilm.
3 Engel für Charlie |
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Alternativen |
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Einzelwertung |
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Drehbuch: | Gut geschrieben Echter Plot | 7 | |||||||||
Charactere: | Lebendig Wirklich weiblich | 8 | |||||||||
Schauspiel: | Glaubwürdige Darsteller Angenehm lebendig | 7 | |||||||||
Kamera: | Gute Bilder Gute Bewegung | 8 | |||||||||
Musik: | Geniale Auswahl Immer passend | 9 | |||||||||
Schnitt: | Sehr genau Passt immer | 8 | |||||||||
Inszenierung: | Locker und leicht Technisch hervorragend | 9 | |||||||||
Design: | Bunt und Comichaft Wirkt trotzdem echt | 8 | |||||||||
Effekte: | Effektiv, aber an einigen Stellen zu deutlich | 6 | |||||||||
Action: | Gute Choreographie Packend | 8 | |||||||||
Summe: | Guter Spaßfilm Locker und leicht | 78 | |||||||||
Spaßiger Fun-Actionfilm | 8 | ||||||||||
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