Van Helsing

Krach. Bumm.

Nachdem der Untertitel den Inhalt des Films und damit die Zielgruppe schon klar umfasst, ist es eigentlich gar nicht mehr nötig weiterzulesen. Wer kein Problem mit comichafter Action (mit viel Computerunterstützuung), einem Pulp-Fantasy Plot der Marke "Wilde Räuberpistole" und der Verwurstung einiger klassischer Monster hat, wird mit dem Film wohl glücklich werden. Größtes Problem dürfte für die Meisten sowieso die von Regisseur Stephen Sommers für diesen Film geschaffene Welt sein. Die meisten Minus-Kritiken über "Van Helsing" (die ich kenne) lassen mich jedenfalls zu diesem Schluss kommen. (Siehe auch Kasten.)

Wer "Die Mumie kehrt zurück" kennt, wird sich kaum über diesen Film wundern, denn der setzt das gleiche Prinzip fort und treibt es noch weiter auf die Spitze. Dieses mal muss nicht nur ein klassisches Monster dran glauben, sondern gleich drei, Dracula, der Werwolf und Frankenstein's Monster. Es gibt noch mehr, noch aufwändigere Action, noch mehr Plastikeffekte, noch mehr Sprüche, noch mehr Kreaturen und Massen von Effekten. Genaugenommen gibt es in dem Film nur noch ganz wenige Szenen, die nicht mit aufwändigen Effekten oder zumindest Sets funktionieren, denn zu den offensichtlichen Kreatureneffekten, gibt es noch eine ganze Reihe von Effekten, die gar nicht als Solche auffallen.

Technisch gibt es wenig auszusetzen, abgesehen vom wohl eher bewusst gewählten sehr künstlichen Look der Kreaturen. Besonders die Monsterform der Vampire wirkt etwas zu stark nach Plastik. Es gibt nur ganz wenige Stellen, an denen die Kamera besser hätte platziert oder bewegt werden können. Brüche zwischen den echten Sets und deren digitalen Fortsetzungen gibt es gar keine, was dann schon wieder Zweifel an der Entscheidung aufkommen lässt mit so deutlich künstlich wirkenden Kreaturen zu arbeiten. Allerdings verbreitet der Film von Anfang an das Gefühl, dass er weder sich selbst noch sein Thema allzu ernst nimmt.

Von der ersten Sequenz, in der ein Mob Frankenstein jagt, als der gerade seinen Erfolg erzielt, bis zum finalen Showdown legt der Film ein hohes Tempo vor, bei dem leicht viele Details und einige ruhigere Szenen untergehen können. Das ist irgendwie Schade, denn gerade in den Teilen, wo die Schauspieler zur Geltung kommen, liegt der Vorteil dieses Films gegenüber vielen anderen Actionfilmen, in denen Schauspiel und Emotion zu kurz kommen. Die emotionale Entwicklung der Charactere und deren Beziehungen schafft es durchaus das ganze zusammenzuhalten.

Natürlich sollte man vom Drehbuch keine Wunder erwarten, aber es erfüllt im Endeffekt seine Aufgabe die Actionsequenzen (und mehr) zusammenzuhalten. Anders als "Die Liga der Außergewöhnlichen Gentleman," mit dem "Van Helsing" oft Verglichen wird, wo selbst Sean Connery im FX-Gewitter untergeht, lässt dieser Film seinen Hauptdarstellern genügend Raum zur Entfaltung. Es ist da schon irgendwie bezeichnend, dass die Szene, welche am stärksten in meinem Kopf bleibt, die "...when the wolfsbane blooms..."-Szene ist, die erst am Ende wieder Technik verwendet, gefolgt von anderen Dialogszene, bis zum Showdown, wo Dracula's Versuche den Helden zu verführen eher hängen bleiben, als der Kampf zwischen den beiden.

Auf der anderen Seite, fällt das Drehbuch durch ziemlich plakative Stereotypen bei den meisten Charakteren auf. (Der hasserfüllte Bösewicht, der starke Held, die schöne und starke Frau,...) Außerdem bleibt zu viel unerklärt, wie z.B. die mysteriöse Vergangenheit des guten van Helsing, über den man gerne mehr wüsste. Auch ansonsten bleiben zu viele Dinge unerklärt, z.B. wie die Nachkommen der Vampire in die schleimigen Kokons kommen, wie die Vampire die Maschine von Dr. Frankenstein umgebaut haben, um ihren eigenen Kindern Leben einzuhauchen, statt der Kreatur, welche der Doktor geschaffen hat.

Auch wenn Draculas Bräute etwas nerven, so treten sie doch selten genug auf, dass dies den Gesamteindruck kaum trüben kann und werden außerdem nacheinander abgemurkst. Der Holzhammersoundtrack von Alan Silvestri ist sicherlich nicht jedermanns Sache, aber er passt gut zu diesem wuchtigen Film. Am Ende bleibt ein rasanter, packend inszenierter und spektakulärer Film, der neben visuellem Bombast und dichter Atmosphäre auch mit guten schauspielerischen Leistungen glänzt. Als derzeitige Referenz für bewusst anpruchslose Actionunterhaltung gibt es einen Punkt mehr, als dafür normalerweise drin wäre.

Van Helsing

Alternativen

  • Underworld (4 - ähnliche Atmosphäre, insgesamt Schwächer)
  • Die Mumie 2 (? - Rasantes (Horror-)Actionabenteuer vom gleichen Regisseur)

Positiv

Negativ

  • Dichte Atmosphäre
  • Visuell Mitreißend
  • Gute Inszenierung
  • Charismatische Darsteller
  • Stereotypen
  • Viel Holzhammer
Spaßig trashiges Actionabenteuer 7
                   
Meinung

Heroic Fantasy

"Van Helsing" orientiert sich in Dreh­buch und Mach­art eher an Heroic Fantasy Ge­schichten, wie Robert E. Howards "Conan" (Die muss man im eng­lischen Original ge­lesen haben, um deren Appeal wirk­lich zu ver­stehen. Die deutsche Über­setzung ruiniert Howards Wortgewalt.) oder Karl Edward Wagners "Kane." Die eigentlichen Vor­lagen geben nur die grund­sätzliche Inspiration. Mit den romantisch-dramatischen Ges­chichten von Mary Shelly oder Bram Stoker hat das ganze doch eher wenig zu tun. (Dracula ist von Francis Ford Coppola sehr gut und nahe am Original ver­filmt worden, falls das jemanden inter­essieren sollte.)

Konzeptbedingt gibt es einen praktisch über­mensch­lichen Helden, schöne Frauen und natür­lich einen nahe­zu un­besieg­baren Böse­wicht. Ähn­lich wie erwähnte Ge­schichten, setzt "Van Helsing" auf ein hohes tech­nisches Level, heftige Wendungen und eine (besonders für einen Action­film über­raschend) intensive Emotional­ität. Genaug­enommen ziemlich trashig, aber das eben auf einem sehr hohen Niveau. Howards Ge­schichten zählen mittler­weile schließlich zu­recht zu den Klassikern derFantasy, die x-fach nach­gemacht und nie er­reicht wurden. Ob "Van Helsing" das kann, wissen wir aller­dings erst in zehn bis fünf­zehn Jahren.