Face/off

Im Körper des Feindes

Als John Woo von Hong Kong nach Hollywood gegangen ist, war er Actionfans vor allem durch den nach wie vor hervorragenden "The Killer" ein Begriff. Doch der musste erst einmal Filme mit Dolph Lundgren und Jean-Claude van Damme machen. Hier kann er dann schon auf Stars wie John Travolta und Nicolas Cage zugreifen, die dann auch gleich Erzfeinde spielen. Dazu hat John Woo hier zum ersten mal genügend Budget zur Verfügung, um sein technisches können auch unter Hollywood-Bedingungen umsetzen zu können.

Face/off ist bis heute der einzige Hollywoodfilm von John Woo, wo er auch ein gutes Drehbuch hat. Das ist zwar Teilweise etwas sehr konstruiert, aber gut geschrieben und effektiv umgesetzt. Der FBI-Agent Sean Archer (John Travolta) jagt den international gesuchten Auftragsterroristen Castor Troy (Nicolas Cage). Der erschießt dann erst einmal den Sohn seines Gegners, weil er diesen nicht richtig trifft. (Warum er nicht einfach nochmal schießt bleibt das Geheimnis des Autors.) Einige Jahre später gelingt es Sean dann endlich seinen Gegner zu fangen, aber dann muss er in dessen Haut schlüpfen, um einen Giftgasanschlag auf L.A. zu verhindern. Der böse wacht wieder auf und nimmt die Gestalt seines Gegners an.

Die Leistung der Schauspieler ist, besonders für einen Actionfilm, außergewöhnlich gut. Dazu Gehören die Hauptdarsteller zu der Art von Stars, die Schauspielen können. Dank ihnen und den Autoren gehört die Charakterzeichnung zu den Stärken des Films. Auch die Nebenrollen (allen voran Joan Allen) sind hervorragend besetzt und werden gut gespielt. Natürlich können auch die nicht verhindern, dass es im Drehbuch doch den einen oder anderen Klimmzug gibt, damit das ganze noch funktioniert. Wie kommt Sean Archer eigentlich von seinem Sprung ins Meer wieder in das Auto in L.A. in der nächsten Sequenz?

Der wichtigste Teil eines Actionfilms ist sowieso die Action. Hier wuchert "Face/off" gleich mit einem richtigen Pfund. Als erste Film zeigt er so etwas wie "Bullet Speed," sprich sichtbare Geschosse aus Pistolen und Gewehren. Dazu kommt die balletartige Eleganz in den Choreographien und die (meist) gut strukturierte Kameraführung, die dabei hilft die Action zu verfolgen. Die Geschwindigkeit und Eleganz, mit der John Woo Actionsequenzen inszeniert hat bis heute kein anderer Regisseur erfolgreich kopiert. Er versteht es einfach perfekt extrem hohe Geschwindigkeit zu gehen, ohne in nervige Hektik zu verfallen.

Der Showdown am Anfang und erst recht die Verfolgungsjagd danach gehören bis heute zu den besten Actionsequenzen, die jemals gemacht wurden. Bei der Patt-Situation bevor der Showdown anfängt, sieht man dann, dass John Woo eben doch kein Sergio Leone ist, an dem er sich hier deutlich orientiert. Das Ende ist dann vielleicht doch eine Spur zu schmalzig geraten, macht aber erzählerisch und filmisch durchaus Sinn. Leider ist "Face/off" bis heute der einzige gelungene Hollywoodfilm des chinesischen Actionmeisters geblieben.

Face/off - Im Körper des Feindes

Alternativen

  • The Killer (? - Der beste John Woo)
  • Matrix (5 - Ähnliche Eleganz, wenig Inhalt)

Einzelwertung

Drehbuch: Plus Komplexer Plot, packend geschrieben Minus Überkonstruiert 6
Charaktere: Plus Lebendige Charaktere mit Tiefgang 8
Schauspiel: Plus Glaubwürdige Darsteller 8
Kamera: Plus Zielgenau Kreis Teils zu viel Bewegung 7
Musik: Plus Gute Themen Plus Genauer Einsatz 8
Schnitt: Plus Sehr genau Plus Passt immer 9
Inszenierung: Plus Schnell, viel Energie Plus Trotzdem keine Hektik 8
Design: Plus Funktioniert Minus Teilweise billig 6
Effekte: Plus Nicht zu erkennen 8
Action: Plus Schnell, sehr Dynamisch Plus Eigenständig Plus Nachvollziehbar 9
Summe: Plus Brillante Action Kreis Plot sehr konstruiert 77
Geniales Actionkino, aber inhaltliche Probleme 8