Kampf der Titanen

Mythen-Metzel

Das ist also mal wieder ein Remake, aber das Original kenne ich nicht. Ein alter FX-Streifen wird mit moderner Digitaltechnik und aktuellen Schauspielern noch einmal neu in Szene gesetzt und das durchaus mit Erfolg. Daran ändert auch die Zweitklassigkeit des Materials nicht wirklich was. Regisseur Louis Leterrier ("Transporter 2", "Der Unglaubliche Hulk") inszeniert das ganze als brachiales und testosteronstrotzendes Fantasy-Epos, das sich vielleicht einen Tick zu ernst nimmt. Die Männer sind stark, die Frauen schön und müssen natürlich beschützt werden.

Perseus wächst als einfacher Fischer auf, ist aber in Wirklichkeit ein Sohn des Zeus und damit ein Halbgott. Das stellt er fest, als er in Argos landet, dessen arroganter König den Göttern mit ihren nervigen Launen den Krieg erklärt hat. Das kann natürlich nicht gutgehen und Zeus lässt sich von einem Bruder Hades überreden den grausamen Kraken freizulassen. Doch Perseus macht sich mit einer schar Krieger auf diesen zu stoppen, dafür braucht er die Weissagungen der Hexen und den Kopf der Medusa. Allerdings sind die Götter (Liam Neeson als Zeus und Ralf Fiennes als Hades) auch ziemliche Knallchargen, so dass man sich nicht wirklich wundert, dass sich die Menschen gegen sie erheben.

Hauptdarsteller Sam Worthington kann nicht an seine Leistung und Präsenz aus "Terminator Salvation" anknüpfen, liefert aber immerhin eine solide Leistung ab. Das gilt auch für alle anderen Schauspieler denn die Figuren haben wenig Tiefe, so dass selbst Schauspieler wie Liam Neeson, Gemma Aterton ("Prince of Persia" oder Alexa Davolos ("Riddick - Chroniken eines Kriegers") oder Mads Mikkelsen (u.a. "Casino Royale", "King Arthur") den Figuen noch zusätzliche Aspekte abtrotzen können. Die machen natürlich nicht falsch, aber es ist kaum nachvollziehbar, wie ein Film so viel schauspielerisches Talent verschwenden kann.

Den Effekten sieht man teils recht deutlich an, dass der Film kein wirklich hohes Budget hatte. Die Menge der einzigartigen Kreaturen ist doch recht überschaubar und besonders spektakuläre Effekte, wie z.B. ein Riesenskorpion, der eine alte Ruine noch weiter zerstört werden in Zeitlupe gezeigt, genau wie das auftauchen des Kraken. Dazu sieht man an einigen Stellen durchaus, dass dort nur ein Bild statt einem 3D-Modell verwendet wurde. Diese Macken halten sich allerdings zum Glück recht deutlich in Grenzen. Die Action ist typische moderne Kost mit ordentlich Schnitt und nicht immer glücklicher Verwendung von Handkameras, etwas besonders (wie z.B. "300") hat der Film aber nicht zu bieten (und übertrifft dessen Holzhammerfaktor noch um ein vielfaches).

Natürlich trieft das alles vor Klischees und richtige Überraschungen gibt es natürlich auch nicht und wenn alles nichts mehr hilft wird die ganz große Orchesterkeule ausgepackt. Das funktioniert durchaus als packender unterhaltsamer Film, der sich dem Humor nicht völlig verschließt, aber trotzdem den einen oder anderen Gag mehr hätte vertragen können. Ein typischer Pulp-Fantasy-Film halt, nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Allerdings ist das ganze durch das fehlen echter Spannungen zwischen den Hauptfiguren arg glatt.

Kampf der Titanen

Alternativen

  • 300 (6 - Visuell beindruckend aber dünne Story
  • Hellboy II (7 - Fantasievoller Comic-Kampf)

Einzelwertung

Drehbuch: Plus Ordentliche Fantasy Minus Sehr Klischeehaft 5
Charactere: Minus Funktionieren sind aber sehr Flach Minus Bescheuerte Götter 4
Schauspiel: Kreis Solide Leistungen, die Schauspieler haben aber kaum Raum sich zu entfalten 5
Kamera: Plus Gute Bilder und effektive Führung Minus Handkamera etwas unglücklich 7
Musik: Plus Passend und treffsicher Eingesetzt Minus Teils sehr brachial 5
Schnitt: Plus Effektiver, Zielsicherer Schnitt 6
Inszenierung Plus Packend erzählt Minus Zu viel Holzhammer 4
Design: Plus Solide auf der Antike basierende Fantasy-Welt 7
Effekte: Plus Ordentliche Effekte, die für heutige Verhältnisse etwas künstlich wirken 6
Action: Plus Ordentliche moderne Inszenierung 7
Summe: Plus Solide Fantasy-Klopperei  56 
Unterhaltsamer aber sehr flacher Fantasy-Krawall 6