Terminator Salvation

Blechschrott

Wer ein Projekt wie "Terminator: Salvation" angeht kann eigentlich nur verlieren. Die ersten beiden Filme der Reihe sind schlicht zu übermächtig, das Szenario ist zu eng vorgeschrieben und die Erwartungen viel zu hoch. Trotzdem wurde das Projekt verwirklicht und in die Hände von Regisseur McG ("3 Engel für Charlie") gegeben. Der hat dann eine Reihe von bekannten Stars (allen voran Christian Bale) und eher unbekannten Schauspielern (Sam Worthington) in die Besetzung geholt und musste dazu noch mit dem völligen Umbau des Drehbuchs während der Arbeit am Film leben, aber dazu später mehr.

Der Film spielt im Jahr 2018 nach der Zerstörung der Erde durch die Maschinen und dem von John Connor geführten Kampf gegen Skynet. Tatsächlich verzettelt sich der Film im ersten Teil fast ein wenig zwischen den vielen Plotsträngen und Figuren, die eingeführt werden müssen. Der junge Kyle Reese kämpft in L.A. ums überleben und trifft dort auf den Ziellos wandernden Marcus Wright, John Connor versucht den Widerstand zu führen und befindet sich dabei im Konflikt mit den militärischen Kommandanten der Bewegung und dazu entführt Skynet aus nebulösen Gründen Menschen.

Die Leistung der Schauspieler ist in allen fällen zumindest solide, einige sind sogar gut, allen voran Sam Worthington und Anthony Yelchin. Es gelingt McG dazu auch bei den Nebenfiguren eine glaubwürdige Persönlichkeit zu skizzieren, statt sie wie allzu oft üblich zu besseren Statisten zu degradieren. Handwerklich gibt es an der gut dosierten Mischung aus Handkamera, übersichtlichen Actionszenen und passender Musik (die im Kino teilweise etwas laut wirkte) gutem Sound-Design nichts auszusetzen, ganz im Gegenteil. Mehr von diesem Stil und weniger wirre Hektik würde dem Actionkino gut tun. Woran liegt es dann, dass der Film trotzdem teilweise nicht so richtig überzeugen will?

Tatsächlich passen die einzelnen Teile des Drehbuchs nicht so richtig zusammen, weil einfach zu viel daran herumgebastelt wurde. Wie leider heutzutage bei vielen großen Produktionen üblich wurden dabei zu viele Ideen in den Topf geworfen und die nicht zum Kern des Films passenden wurden nicht ausgesiebt. Natürlich ist eine Geschichte mit Zeitreisen immer undankbar und zu viel ist durch die bisherigen Film auch schlicht vorgegeben, aber einige der Endzeit-Standards hätten bei dem reichhaltigen Szenario eigentlich nicht sein müssen. Dass die bekannten Maschienen dabei deutlich kantiger und fieser wirken als in den Bildern der alten Filme wirkt da nur auf den ersten Blick befremdlich fügt sich aber gut in den Film ein. (Mehr zu den Problemen des Drehbuchs im Meinungskasten, da hier nicht zu viel verraten werden soll.)

Doch der größte Fehler des Films ist aus meiner Sicht ein anderer. Denn die Übermacht der Maschinen wird nie Spürbar. Statt die Menschen einen (verzweifelten) Partisanenkrieg gegen die Übermacht führen zu lassen, sehen wir nur Kämpfe gegen (übermächtige) einzelne oder wenige Maschinen. Daher bleibt "Terminator: Salvation" immer ein (größtenteils gelungener) Actionfilm, der dem düsteren und kriegerischen Szenario nur begrenzt gerecht wird. Trotz allem gehört "Terminator: Salvation" zu den packenderen und besseren Actionfilmen, der den hohen Erwartungen an einen "Terminator" allerdings nur bedingt gerecht wird.

Terminator Salvation

Alternativen

  • Terminator 2 (9 - Noch nicht ganz alt genug für einen Klassiker)
  • Terminator (8 - Das wegweisende Original)

Einzelwertung

Drehbuch: Plus Packend Minus Zu viele Ungereimtheiten 4
Charactere: Plus Glaubwürdige Figuren Plus Gelungene Nebenfiguren 7
Schauspiel: Plus Solide bis gute Leistungen 6
Kamera: Plus Gute Bilder Plus Sehr Effektiv 8
Musik: Plus Passend und treffsicher Eingesetzt Minus Teils zu viel Holzhammer 6
Schnitt: Plus Effektiver, Zielsicherer Schnitt 7
Inszenierung Plus Gutes Handwerk Minus Zwei Filme gleichzeitig 5
Design: Plus Gelungen und passend, aber etwas gewöhnungsbedürftig 7
Effekte: Plus Gute und perfekt passende Effekte 8
Action: Plus Packende und gute Action ohne wirre Hektik 7
Summe: Plus Gelungener Actionfilm mit Problemen im Drehbuch  65 
6,5
                   
Meinung

Drehbuchmurks, Folge 37

Wie schon im Haupttext angedeutet, gab es in der Vorproduktion Tatsächlich ein völlig anderes Drehbuch. Die Kurzfassung lautet, dass John Connor eigentlich (fast) nur die Stimme aus dem Radio sein sollte und sich der Film auf die Beziehung zwischen Kyle Reese und Marcus Wright und deren Kampf der Kern des Films waren. Die Räuber sollten eigentlich Raubtiere (Wölfe) sein und Markus beim Kampf gegen sie zum ersten mal merken, dass er deutlich stärker und schneller ist als andere Menschen. Tatsächlich sollte John Connor, wenn er sich gegen Ende zeigt sogar sterben und durch Marcus ersetzt werden (da sowieso niemand weiß, wie John aussieht). Der unsinnige Teil mit den Entführten Menschen war allerdings auch schon enthalten (und genau genommen noch schlimmer als in der fertigen Version, wo es wenigstens noch eine Ausrede für das dramatische Finale ist.

Doch es kam massiver Protest aus dem Internet, nachdem das vorgesehene Ende durchgesickert war, hat das Studio hat sich offenbar nicht getraut es zu verwenden (obwohl die tatsächliche Version des Films eigentlich noch stärker darauf zusteuert). Das zweite Problem war, dass ein Superstar wie Christian Bale natürlich mehr Präsenz im Film haben wollte und die Autoren sich neue Szenen für ihn Ausdenken mussten. Dadurch wirken einige seiner Aktion eher sinnlos und zusätzlich wurde seine alte Rolle durch einen viel zu zynischen Knallchargen-General ersetzen zu müssen, dem man deutlich anmerkt, dass er nachträglich eingefügt wurde.

Durch diese vielen Änderungen besteht "Terminator: Salvation" eigentlich aus zwei verschiedenen Filmen, die nicht so richtig zusammenpassen. Eigentlich ist es ein mittleres Wunder, das McG daraus überhaupt noch einen soliden Actionfilm zusammenbekommen hat. Ich habe den verdacht, das so eine Sammlung wenig durchdachter Änderungen durchaus öfters vorkommt. Eigentlich wäre es nötig gewesen einen komplett neuen Film zu schreiben und zu konzipieren (oder die Rolle des John Connor mit einem weniger bekannten Schauspieler zu besetzen.) Es gibt im Internet noch eine deutlich ausführlichere Beschreibung zum Unterschied zwischen Entwurf und Film.