King Arthur

Die Bruckheimer-Variante

Nach Wolfgang Peterson's erschreckend schwachem "Troja" versucht nun ein weiterer Film die "historische" Variante eine Legende zu erzählen. Diese mal muss, wie der Titel schon sagt, die Geschichte von König Arthur und den Rittern der Tafelrunde dran glauben. Der Kern der Legende beruht darauf, dass die Briten sich eine ganze Zeit lang erfolgreich gegen Invasionen der Sachsen (, Angeln und Jüten) wehren konnten. Dass dahinter ein charismatischer und militärisch klug agierender Anführer steckt, aus dem später der legendäre König Arthur wurde halte ich durchaus für möglich.

Das König Arthur ein ehemaliger römischer Kommandant und die Ritter dessen (osteuropäischen) Söldner waren ist allerdings doch eher unwahrscheinlich. Zwischen der Aufgaben Britanniens durch die Römer und der Besitznahme durch die Sachsen (und die anderen) liegen etwa vierzig bis Fünfzig Jahre. Dass diese es so lange ernsthaft versucht haben, bis es endlich funktioniert hat ist dann doch eher unwahrscheinlich. (vgl. dtv-Atlas der Geschichte, 1964, S. 129 und Folgende Artikel auf Wipkedia: Völkerwanderung, Westömisches Reich und Das Jahr 410. (Stand 04-Februar-2005)

Obwohl die ganze Geschichte wohl historisch ziemlicher Unsinn ist, wird sie im Großen und ganzen gut erzählt. Merlin wird hier zum Anführer der Pikten, Guinevere dessen Tochter, auch hier Partnerin von Arthur mit Auge auf Lancelot, aber der stirbt am Ende, so dass dieser Plot aus der Legende nur Angedeutet wird. Letzte Aufgabe von Arthur und eine Rittern für die Römer ist es eine Familie aus dem Land der Pikten zu retten, bevor sie von den Sachsen überrannt werden. Arthur sind die einfachen Leute aber wichtiger, als die hohen Herren. Hier trifft er auch auf Guinevere, die von einem Vorläufer der Inquisition festgehalten wird. Auch das gefällt Arthur gar nicht.

Nachdem die Ritter ihre Aufgabe allen Widrigkeiten zum Trotz erledigt haben, machen sie sich auf den Weg in ihre ferne Heimat. Nur Arthur, der erkennen muss, dass es seine römische Heimat nicht mehr gibt. Die andere machen sich die Entscheidung etwas schwerer. Dass zum Schluss alle (außer den Römern) gemeinsam die Sachsen besiegen war zu erwarten. Ein gewisses Problem des Films ist es, dass er eigentlich zu viele Charaktere hat, von denen viele nur recht kleine Rollen bekommen und diese dadurch zu sehr zu Stereotypen werden. Die Leistung der Schauspieler ist nicht wirklich außergewöhnlich, aber sehr effektiv. Man glaubt den Darstellern ihre Charaktere.

Als Film ist "King Arthur" trotzdem deutlich besser als Troja. Auch hier gibt es die eine oder andere Länge, aber der einzige Teil, der wirklich nervt ist die Zeit zwischen der ersten Schlacht und dem Aufbruch der Ritter nach Norden, der viel zu lange braucht, um endlich auf den Punkt zu kommen. Ansonsten gibt es gut fotografierte Bilder, einen wuchtigen Soundtrack von Hans Zimmer und eine packende Inszenierung. Dass die Action ein hohes Level hat ist bei einer Produktion aus dem Hause Bruckheimer eigentlich schon Ehrensache.

Die auf der "Director's Cut"-DVD groß angekündigten blutigeren Actionsequenzen sind nicht so viel länger als in der Kinofassung. Wichtiger ist, ähnlich wie bei den Extended Editions von "Herr der Ringe," dass die Charaktere mehr Zeit und Dialoge, d.h. mehr Leben und Tiefe bekommen. Die Entwicklung der wichtigsten Figuren und deren Entscheidungen machen so deutlich mehr Sinn. Die Kämpfe und Schlachten folgen dem üblichen wuchtigen Stil von Bruckheimer-Produktionen auf hohem technischem Level.

Taktisch macht die Entscheidungschlacht aber nur begrenzt Sinn, da die Pikten (und mit ihnen die Ritter) meines Erachtens zu früh gegen die Zahlenmäßig und von Bewaffnung und Rüstung überlegenen Gegner im Nahkampf angreifen. Warum nicht versucht wurde den Hadrianswall (auch das ist eigentlich Unsinn, die Sachsen kamen aus dem heutigen Dänemark) zu halten, besonders mit den vielen guten Bogenschützen der Pikten, verstehe ich nicht. Die einzige echte Alternative wäre wohl ein Guerillakrieg gegen die Angreifer gewesen, bis deren Versorgung zusammenbricht und die geschwächten Krieger in einer offenen Feldschlacht geschlagen werden können.

Das ist aber nicht so Spektakulär wie eine große offene Schlacht mit flammenden Gräben und durch die Reihen des Feindes galoppierende Ritter. Nach den ersten Zügen wird aus dem ganzen schnell ein Chaotisches Gemetzel, dass sich aber immer an den Helden orientiert und das gesamte geschehen der Schlacht praktisch an deren Schicksal nachzeichnet. Die Schlacht endet dann konsequenterweise, wenn Arthur den Anführer der Sachsen erschlägt. Das funktioniert erstaunlich gut, aber der Klasse der Schlacht auf den Feldern von Pelennor in "Rückkehr des Königs" hat das allerdings nicht, ist aber deutlich besser als die Kämpfe zwischen Gesichtslosen Soldaten in "Troja."

Das Ende mit der Hochzeit wirkt irgendwie aufgesetzt und passt nicht richtig zur sonstigen Atmosphäre des Films. Mir gefällt das originale (auf der DVD als "alternatives Ende" zu sehende Ende) deutlich besser. Wenn dazu nicht einige Längen und das nervige Gelaber über den ach so tollen Freiheitskampf wäre. Wie einmal jemand sagte: "Den Toten ist es egal, ob sie im Namen der Freiheit, Gottes, des Teufels oder des Tyrannen getötet werden. Sie sind trotzdem einfach nur tot." Einfacher gesagt: "Kein noch so guter Zweck heiligt alle Mittel." Ich denke, dass Arthur (auch der im Film) das sehr gut weis...

P.S.: Die Wertung bezieht sich auf den Director's Cut. Die Kinofassung bekommt insgesamt vier Punkte in der Einzelwertung weniger (Drehbuch 5, Charaktere 5 und Inszenierung 6) damit 64 Punkte und der Summe und eine Gesamtnote von 6.

King Arthur

Alternativen

  • Troja (5 - Schwache Schlachten, viele Längen)
  • Braveheart (9 - Geniales Schlachtenepos im alten Schottland)

Einzelwertung

Drehbuch: Plus Gute Erzählung Minus Zu viel über "Freiheit" 7
Charaktere: Plus Starke Typen Minus Teils zu stereotyp 6
Schauspiel: Plus Charismatische Darsteller Plus deren Charaktere funktionieren 7
Kamera: Plus Gute Fotografie Kreis Ansonsten solide 8
Musik: Plus Episch und kräftig Plus Erkennbare Leitmotive 7
Schnitt: Plus Passend Minus Pacing passt nicht immer 6
Inszenierung: Plus Dichte Atmosphäre Minus Teils Langatmig 7
Design: Plus Schmutzig glaubwürdig Minus Historisch Unsinnig 6
Effekte: Plus Kaum zu erkennen 7
Action: Plus Nachvollziehbar Kreis Entscheidungsschlacht 7
Summe: Plus Abenteuer, Action und Epik Minus Längen mit Gelaber 68
Ordentliches Historienepos mit Schwächen im Detail 7