Resident Evil: Extinction

Wild Zusammengewürfelt

Eigentlich war eine Steigerung der Qualität im dritten Film der "Resident Evil" Reihe schon fast zwangsläufig, denn viel Schlechter als die ersten beiden Teile kann das wohl nur noch Uwe Boll. Dieses mal schnappt man sich statt einem Dilettanten (Paul W.S. Anderson, der leider immer noch für das Drehbuch zuständig ist) oder einem Anfänger (Alexander Witt) einen echten Routinier. Russell Mulcahy der vor Urzeiten mal den großen "Highlander" in Szene gesetzt hat, nur um das ganze mit einem miesen zweiten Teil zu zerstören und seitdem Hauptsächlich im TV aktiv ist, soll es nun richten.

Das gelingt ihm nur Teilweise, denn an drei Grundproblemen der Reihe kann er nichts ändern: Das schwache Skelett-Drehbuch von Paul W.S Anderson, das neben dem teils konstruierten Plot auch bei Dialogen die nicht direkt zu selbigem beitragen nur noch eher peinliche Sprüche und Dialoge zu bieten hat und bei der Charakterzeichnung völlig versagt. Damit bleibt natürlich auch den Schauspielern nicht viel zu tun als gute Miene zur bescheuerten Rolle zu machen. Nur Milla Jovovich scheint ihr gesamtes, erschreckend beschränktes mimisches Potential zu nutzen, bringt dabei (auch im Original) erschreckend wenig Ausdruck in ihre Stimme. Den deren eher mäßige (und das ist noch nett), Fähigkeiten als Schauspielerin uns Actiondarstellerin kann auch eine gute Regie nur Teilweise kompensieren.

Das dritte Problem ist die völlige Identitätslosigkeit der Filme, die nur aus Teilen zusammengeklaut sind, die man anderswo schon deutlich besser gesehen hat. Hauptkomponenten sind eine Mischung aus Mad Max III (Unter der Donnerkuppel) mit Zombies und typischem B-Science Fiction mitsamt wahnsinnigem Wissenschaftler als Bösewicht. Weil das irgendwie immer noch nicht reicht zitiert man zwischendurch dann noch mal "Die Vögel" mit dem Holzhammer. Dabei bleiben Plot und Ablauf des Films immer sehr berechenbar und hat trotz seiner Spielzeit von nur knapp neunzig Minuten einige Längen und unnötige Wiederholungen.

Die Sequenzen, in denen mit Hilfe einer Digitalkarte in den Umbrella-Kumplex abgetaucht wird und die lagen Kamerafahrten über den Konvoi der überlebenden (mit wuchtiger Musik) beim ersten mal noch interessant, nerven dann aber beim dritten mal und beim vierten und fünften mal wirken sie eher wie Füller-Szenen, mit denen die Spielzeit unnötig gestreckt wird (und der Zuschauer auf die Uhr schaut, wie lange es noch bis zum Showdown dauert. Zusätzlich kann sich das Drehbuch nicht do richtig entscheiden, ob Alice nur eine gut trainierte menschliche Heldin ist, die sich am Anfang von einigen Typen reinlegen lässt, oder sie doch eine Superheldin mit übermenschlichen Fähigkeiten ist, die mal eben einen Schwarm Zombie-Krähen auslöscht und massig Zombies meuchelt.

Auch die Action hinterlässt ein eher zwiespältiges Bild. Mit schnellen Schnitten und recht harter Inszenierung, die aber irgendwie nicht Konsequent genug wirkt, entspricht das ganze den Erwartungen an moderne Ästhetik. Andererseits sind die Schnittfolgen aber wieder so schnell, dass der Zusammenhang zwischen Angriff und Ergebnis doch oft verloren geht. Dazwischen metztelt Milla Jovovich mit guten Tritten und grobschlächtigen Handtechniken durch die Massen von Gegnern. Dabei hat man durch die Kameraführung oft das Gefühl, dass doch einiges von einem Double gemacht wird, ähnliches gilt für die dicke Verkleidung bei den Motorradszenen.

Die Wüstenatmosphäre und auch einige Szenen gegen Ende, die typischen "Doom 3" Horror mit seiner Mischung aus von Monstern vandalsierter SF-Basis und Schlachthaus besser hinbekommt als der "Doom" Film, die Trucks und verlassenen Städte machen durchaus Eindruck. Andereseits wirken die Zombieeffekte im Vergleich mit "28 Weeks Later" oder "Planet Terror" doch arg billig. Dass man sich nicht zwischen "echten" Untoten und durch das Virus zu Tieren gewordenen Menschen entscheiden kann hilft auch nicht wirklich.

Dazu sind die Schauspieler, die eigentlich schon seit Jahren durch die Wüste ziehen, wo Wasser bekanntermaßen knapp ist trotzdem immer wie frisch geduscht und gewaschen, was auch nicht wirklich glaubwürdig ist. Zusätzlich wird das Gesicht der Milla Jovovich noch in jeder zweiten Szenen in bester Photoshop-Model-Manier sehr offensichtlich geglättet, was etwas merkwürdig wirkt, weil man es in der anderen Hälfte der Szenen vergessen hat, oder kein Geld mehr dafür übrig hatte. Als wäre sie nicht auch so eine wunderschöne Frau. Dazu passt es dann auch, dass sie im Showdown, nachdem sie vom Schleimmonster gewürgt und ordentlich verprügelt wurde immer noch frisch gewaschen aussieht.

Dazu wirkt sie dort auch eher erschöpft, als Schmerzen leidend (was offensichtlich nicht zu ihrem darstellerischen Repertoire gehört. Resident Evil: Extinction ist nicht ganz so unerträglich schlecht, wie die beiden bisherigen Teile, bleibt aber immer noch ein typischer schwacher B-Film mit Plotlöchern, ohne echte Charaktere und (aufmerksameren Zuschauern zufolge) massig Continuity-Fehlern. Mit einigen Kumpels und einem gewissen Pegel mag es durchaus Spaßig sein die Zitierten Filme zu identifizieren. (Der SF-Action Teil erinnert mich irgendwie an eine Billig-Version von "Die Insel") Eine weitere Kuriosität ist es, dass der irre Wissenschaftler immer noch Sympathischer ist als die Business-Haie von Umbrella. (oder liegt das nur an mir?)

Resident Evil: Extinction

Alternativen

  • Mad Max (II und III) (? - Australischer Post-Apokalyptischer Klassiker)
  • Die Insel (7 - Packender Actionthriller)
  • Planet Terror (7 - Guter Zombie-Actionfilm)
  • 28 Weeks Later (8 - Starker Zombie-Thriller)

Einzelwertung

Drehbuch: Kreis Solider Plot Minus Bescheuerte Dialoge Minus Löcher 2
Charactere: Minus Figuren ohne echte Persönlichkeit... 1
Schauspiel: Minus ...die den Schauspielern keine echte Chance geben. 3
Kamera: Plus Gute Bilder Plus Sehr Effektiv 6
Musik: Plus Passend und treffsicher Eingesetzt Minus Zu viel Wiederholung 4
Schnitt: Plus Effektiver, Zielsicherer Schnitt 5
Inszenierung Plus Gute Bilder Minus Teils zu viel Holzhammer Minus Wiederholungen 3
Design: Plus Größtenteils passend Minus Vieles zu steril Minus Unglaubwürdigkeiten 3
Effekte: Kreis (Digital-)Effekte schwanken zwischen gut und arg billig 4
Action: Kreis Solide aber größtenteils arg hektisch geschnitten 4
Summe: Plus Visuell ansprechend Minus Mieses Drehbuch  35 
Visuell ansprechender B-Film, der unter miesem Drehbuch leidet 3