Doom

Finstere Flure

Neben der technischen Inkompetenz von Pappnasen wie Uwe Boll oder Paul W.S. Anderson scheitern alle bisherigen Videospieleverfilmungen an zwei Dingen: Schlechten Drehbüchern und der Unfähigkeit die Welt des Spieles in eine Glaubwürdige Filmwelt zu verwandeln. Mit Zweitligaregisseur Andrzej Bartkowik ("Exit Wounds") hat die Produktion zumindest ein gewisses technisches Können sichergestellt. Leider beweist der Film das dieses alleine zwar totale Katastrophen wie "Resident Evil verhindert, aber eben noch lange keinen guten Film macht. Dabei fängt Doom gar nicht mal so schlecht an.

Eine "Spezial-"einheit wird auf den Mars beordert, nachdem auf einer Forschungsstation dort etwas gehörig in die Hose geht und eine Reihe von Wissenschaftlern meuchelt. Die Soldaten machen sich mit dem Hubschrauber auf den Weg zu einer Station wo es einen Teleporter zum Mars gibt. Dieser Teil des Films wird von einer sehr kalten High-Tech-Atmosphäre bestimmt. Mit einer Spektakulären Kamerafahrt geht es dann zum Mars. Dort geht es dann nach kurzer Einführung in dunkle Gänge, die nur von den Lampen an den Waffen der Soldaten beleuchtet werden. Schattenhaft huschen Monster durch das Bild, die sich den Blicken der Soldaten (und der Zuschauer) immer wieder entziehen.

Die Einheit stellt sich dabei in krassester B-Movie-Manier als ein Haufen Gestörter heraus, wo man sich doch bei Einigen fragt, wieso denen überhaupt jemand eine Waffe anvertraut. Leider ist den Autoren nichts besseres eingefallen, um die Jungs vor einem Dasein als gesichtsloses Kanonenfutter zu bewahren. Mehr als ein schleimiger Humanoide der weder besonders gruselig noch besonders Glaubwürdig ist und sich wohl am Imp aus dem Spiel orientiert ist den Designern zu der am häufigsten auftauchenden Kreatur leider nicht eingefallen. Richtig peinlich wird es, wenn versucht wird das ganze zu erklären. Warum werden bei der gleichen Behandlung aus einigen Menschen Monster, aus anderen Zombies und aus einigen wenigen Übermenschen?

Das "Reaper" Karl Urban, der eigentlich gar nicht so richtig mitkommen will neben dem "Sarge" Dwayne "The Rock" Johnson der beste Soldat ist und der "Reaper" neben dem recht jungen "The Kid" so ziemlich der einzige vernünftige (und sympathische) Mensch der Truppe ist. Warum der Sarge allerdings im laufe des Filmes immer mehr zum nervigen Brüllaffen mutiert, der einfach alles abmurksen will und nichts versteht (bzw. verstehen will) ist auch nicht ganz klar. Am Anfang wirkt er noch wie ein durchaus fähiger Anführer, der eher von der Unfähigkeit seiner Pappnasen genervt ist und später davon, dass er nichts über den Feind weiss. Kein Soldat kämpft gerne gegen unbekannte Gegner.

Es gibt sogar Ansätze von Drama in den Charaktern von Karl Urban und seiner Film-Schwester, aber die werden gleich von einem stumpfen Spruch oder einer weiteren Szene wo jemand mit einer Taschenlampe durch einen dunklen Gang geht abgewürgt. Natürlich gibt es auch noch etwas Action und einige der Szenen sind tatsächlich sehenswert. Der Kampf zwischen dem Duke und dem Monster, der Kampf gegen die Zombiehorde und der erste Teil der Ego-Sequenz sind tatsächlich sehenswert. Allerdings ist man an dieser Stelle schon an eines der großen Probleme des Films gestossen.

Er wiederholt sich einfach zu oft. Natürlich ist eine kleine Station auf dem Mars nicht besonders gross, aber wieso die sowieso relativ wenigen Räume und Gänge dann auch noch in den immer gleichen Einstellungen gezeigt werden müssen verstehe ich nicht. Auch die Einstellung, wo eine Hand des Monsters aus der Decke kommt und einen der Soldaten meuchelt wird spätestens beim dritten mal Langweilig. Das gleiche Problem hat die viel zu lange Ego-Sequenz, die spätestens nach der Hälfte langweilig wird, weil sich immer die gleichen Einstellungen und Schwenks wiederholen.

Besonders beim Showdown mit der letzten Kreatur, die mit ihrer viel zu glatten Haut wie ein Relikt aus der Steinzeit der Digitalanimation wirkt, wird durch das sture beharren auf einer Perspektive viel Potential verschenkt, besonders wenn man die Duelle zwischen Mensch und Kreatur aus "Herr der Ringe" kennt. Andrzej Bartkowiak ist eben kein Könner wie Peter Jackson oder John Woo, sondern "nur" ein solider Handwerker. Wieso danach allerdings noch ein Showdown sein muss, der dazu noch unnötig in die Länge gezogen wird weiß auch nur der Autor.

Ich bin wirklich kein Freund des Trends Actionfilme praktisch völlig Blutfrei für eine "ab 12" Freigabe zu machen, wo bei einem Einschuss nicht einmal mehr ein roter Fleck auf dem Hemd auftauchen darf. Doom übertreibt es allerdings in die andere Richtung. Der Tod von "The Kid" und Teile des finalen Showdowns sind schlicht und einfach unnötig brutal. Auch der Kampf gegen das Monster ist nicht ohne, da es sich dort aber um ein fieses Schleimmonster handelt, wirkt es da (fast) schon wieder angemessen. Bei so viel Gewalt und Unsinn fällt dann kaum noch auf, dass die Waffen alle viel zu groß sind, selbst für die großen, stämmigen Soldaten und dass aus der schon erwähnten "Behandlung" noch ein viertes völlig anderes Monster wird.

Am Ende ist der Film wohl nur für die Fans von Ego-Shootern, insbesondere des Titelgebenden interessant. Wo wir gerade schon beim Spiel sind: Wieso der Film allerdings nicht bei dem versehentlich geöffneten Tor zur Hölle geblieben ist, was dann auch ein klares Ziel für die Soldaten gegeben hätte (das Portal zu zerstören), um stattdessen mit diesem Gentechnik-Unsinn zu nerven wissen wohl auch nur die Produzenten. Dass es von den Waffen des Spiels (die Soldaten benutzen hauptsächlich Sturmgewehre, die es im Spiel gar nicht gibt) ausgerechnet die BFG9000 sein muss, die im Film recht spektakulär das Set zerschrotet, liegt wahrscheinlich daran, dass es die berühmteste Waffe des Spieles ist. Wo ist eigentlich das im Spiel viel häufiger verwendete Plasmagewehr?

Doom - Der Film

Alternativen

  • The Killer (? - Der vielleicht beste Ballerfilm)
  • Brain Dead (? - Peter Jacksons ironische Monstermeuchelorgie)

Einzelwertung

Drehbuch: Minus Stumpfe Sprüche Minus Hirnrissige Erklärungen 1
Charactere: Plus Sympathische Hauptfigur Minus Hauptsächlich peinliche Knallchargen 4
Schauspiel: Plus Karl Urban Minus Ansonsten eigentlich kein Schauspiel 2
Kamera: Plus Eigenständiger Stil Minus Immmer gleiche Einstellungen 4
Musik: Plus Unterstützend Minus Stumpf Minus Nervt Teilweise 2
Schnitt: Plus Meist Solider Schnitt Minus Marsbasis zerfällt Minus Zu lange Einstellungen 3
Inszenierung: Plus Atmosphäre Minus Wiederholungen 4
Design: Plus Gänge passen Minus Monster eher peinlich 3
Effekte: Plus BFG-Einschlag Minus Digitaleffekte deutlich zu erkennen 4
Action: Plus Einige Kämpfe Minus Beide Showdowns 4
Summe: Plus Eigenständiger Stil Minus Zu viel Unsinn 31
Atmosphärisch dichter Unsinn 3