Aus heutiger Sicht ist "Exit Wounds" "nur" noch ein im großen und ganzen gelungener mittelgroßer Actionfilm. Seinerzeit war er der erste ernstzunehmende Actionfilm seit langem. Das Genre hatte sich irgendwo zwischen Übertreibung und Lächerlichkeit verstrickt, bis der Knoten im bewusst Comichaften "3 Engel für Charlie" und der Schwemme von Comicverfilmungen aufgelöst wurde. "Exit Wounds" überzeugt mit einer ruhigen Ernsthaftigkeit, die dem Genre zu jener Zeit völlig verlorengegangen war und einem bis heute einzigartig lässigen Stil, den selbst der gleiche Regisseur bisher nicht wieder hinbekommen hat.
Der Polizist Orin Boyd (Steven Seagal) rettet in der ersten Actionsequenz gleich das Leben des amerikanischen Vizepräsidenten und wird aber wegen Befehlsverweigerung in das härteste Revier der Stadt strafversetzt. Dort bekommt er es mit einem Sumpf aus Korruption zu tun und muss feststellen, dass einiges nicht so ist, wie es sein sollte. Zwischendurch bekommt er noch Ärger wegen seiner harten Vorgehensweise, muss dabei sogar ein Anti-Agressions-Seminar besuchen und den Verkehrspolizisten geben.
Irgendwie schaffte es Regisseur Andrzej Bartkowiak Steven Seagal genug Gestik und Mimik zu entlocken, dass er neben dem völlig ausdruckslosen Rapper DMX wie ein Schauspieler wirkt. Das ändert sich etwas, wenn er tatsächlich einem echten Schauspieler, wie seinem Filmpartner Isaiah Washington gegenübersteht, der sich wohl etwas zurückhalten musste, um den Star des Films nicht zu schlecht aussehen zu lassen. Genaugenommen erwartet man bei Steven Seagal sowieso keine allzu differenzierten Charaktere, sondern dass es ordentlich kracht und scheppert und der gute seine Gegner ordentlich vermöbelt.
Der Film verweigert sich (bewusst) dem heute üblich an Werbefilme und Videoclips erinnernde Schnippelorgien und gibt seinen Actionsequenzen dadurch eine gewisse Lässigkeit, die aber keine Spannung kostet. Natürlich ist Steven Seagal kein typischer Kung Fu Darsteller, aber er kann sich immer noch flüssig bewegen und eine ganze Reihe von Kampfbewegungen vorführen. Das tut er dann auch recht häufig, ab und an auch in einer Keilerei, die vielleicht für das Drehbuch nicht unbedingt nötig gewesen wäre.
Die Szene, in der Latrell Walker (DMX) ein teures Auto kauft wirkt unnötig lang, dafür fragt sich am Ende doch, woher einiger Charaktere plötzlich wissen, was wirklich gespielt wird. Das kürzen der Länge in der Mitte zugunsten einer sorgfältigeren Vorbereitung des Showdowns hätte aus "Exit Wounds" einen guten Actionfilm machen können. Die Choreographie und der Schnittrythmus sind sicherlich Geschmackssache, besonders da beides nicht wirklich den heutigen Sehgewohnheiten entspricht.
Exit Wounds |
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Alternativen |
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Einzelwertung |
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Drehbuch: | Ordentlich erzählt Längen | 6 | |||||||||
Charaktere: | Solide Charaktere mit nachvollziehbarer Persönlichkeit | 5 | |||||||||
Schauspiel: | Glaubwürdige Darsteller keine besondere Leistung | 6 | |||||||||
Kamera: | Effektive Kameraführung | 7 | |||||||||
Musik: | Passend | 6 | |||||||||
Schnitt: | Solider Schnitt, nichts besonderes | 7 | |||||||||
Inszenierung: | Gelungene Mischung aus Lässigkeit und Action | 6 | |||||||||
Design: | Unauffällig und passend | 7 | |||||||||
Effekte: | Scheinbar nur physische Effekte | 7 | |||||||||
Action: | Einzigartiger Stil Größtenteils gute Choreographie | 7 | |||||||||
Summe: | Ernsthafter Actionfilm Längen | 64 | |||||||||
Solider Actionfilm mit leichten Drehbuchschwächen | 6 | ||||||||||
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