Die Fantastischen Vier gehörten zu den klassischen Comichelden, die mit am längsten auf ihre Verfilmung warten mussten. Die Vorlage gehört zu den intelligentesten Superheldencomics. Besonders in den späteren Ausgaben der lange laufenden Serie (die Charaktere wurden in den Sechzigern geschaffen) haben die Figuren viel Tiefgang und eine nicht immer einfache Beziehung zueinander. Dr. Doom ist eine der zwiespältigsten Figuren im Marvel-Universum. Wenn ihn die Helden gerade mal nicht aufhalten müssen, ist er bei seinen Untertanen höchst beliebter Herrscher eines erfundenen osteuropäischen Landes und hilft den Fantastischen Vier sogar ab und zu.
Doch dass ausgerechnet Bernd Eichinger Produzent des ganzen war liess das schlimmste Befürchten. Seine Lizenzproduktionen der letzten Jahren waren allesamt ziemlicher Müll. "Prinz Eisenherz" (kennt den eigentlich noch jemand?), "Resident Evil," "Resident Evil: Apocalypse," und "Autobahnraser" sind allesamt hoffnungslose Totalausfälle. Ganz so schlimm kommt es dann doch nicht, denn hier sind zumindest alle beteiligten technisch versiert. Leider ist das schon fast alles positive, das es über diesen Film zu sagen gibt.
Die Charaktere werden auf minimale Klischees reduziert. Johnny Storm muss unbedingt denn coolen Macker raushängen lassen, Reed Richards kann nur denken, Ben Grimm hat meistens schlechte Laune und Susan Storm versucht den ganzen Haufen als Mutter der Kompanie zusammenzuhalten. Viktor van Doom ist natürlich ein größenwahnsinniger irrer mit Gott-Komplex. Die Rollen wurden wohl eher nach aussehen besetzt, als nach Schauspielerischer Qualifikation. Lediglich Ben Grimm darf ansatzweise so etwas wie ein Dilemma haben, aber auch das wird verschenkt.
Der Rest ist Stumpfaction, die den Film zumindest mit einem gewissen Spaßfaktor vor dem Totalabsturz in niedrige Wertungskategorien bewahrt. Nur die Kombination aus Effekten (die heute keinen mehr vom Hocker reissen, weil fast alle anderen Blockbuster dieses Jahr spektakulärer sind und diesen Film fast schon veraltet wirken lassen) und Sprüchen hat man schon ziemlich oft besser gesehen, oder wie in einer Satire mal so schön gesagt wurde: "Ein Spezialeffekt ist immer schneller als das Hirn des Regisseurs."
"Fantastic Four" setzt da an, wo die Arnold Schwarzenegger Filme zuletzt aufgehört haben, nur schlechter. Irgendwie werde ich den Eindruck nicht los, dass es mal einen Drehbuchentwurf gab, der deutlich mehr Tiefe hatte, der dann aber auf Anweisung der Produktion so lange Kaputtgeschrieben wurde, bis eigentlich kaum noch was zusammenpasst. Viel zu viel wirkt aufgesetzt und unlogisch, als wären die Teile, in denen das ganze erklärt wird herausgeschrieben oder -geschnitten worden.
Es fällt einmal mehr auf, dass Bernd Eichinger zwar ein gutes Gefühl für Kassenerfolge hat, ihm aber das Gespür daraus auch gute Filme zu machen verlorengegangen ist. Dieser Film ist zwar keine Katastrophe, wie die am Anfang erwähnten Machwerke, aber eine der schwächsten neueren Comicverfilmungen. (Nur "Elektra" und "Catwoman" sind noch schlechter.)
Fanatstic Four |
|||||||||||
Alternativen |
|||||||||||
|
|||||||||||
Einzelwertung |
|||||||||||
Drehbuch: | Riesige Löcher Fast kein Plot | 3 | |||||||||
Charaktere: | Nur stumpfe Klischees | 5 | |||||||||
Schauspiel: | Glaubwürdige Darsteller eine besondere Leistung | 6 | |||||||||
Kamera: | Effektive Kameraführung | 6 | |||||||||
Musik: | Größtenteils unauffällig | 5 | |||||||||
Schnitt: | Solider Schnitt, nichts besonderes | 6 | |||||||||
Inszenierung: | Sprüche und Effekte ersetzen Inhalt | 4 | |||||||||
Design: | Recht unauffällig, aber der gesamte Look ist zu Steril | 6 | |||||||||
Effekte: | Nur Standards, die kaum überzeugen | 5 | |||||||||
Action: | Nur unspektakuläre Standards | 5 | |||||||||
Summe: | Durchaus Spaßig Vorlage wird verheizt | 51 | |||||||||
Intelligente Vorlage wird für Stumpfaction verheizt | 5 | ||||||||||
|