2012

Noch ein Weltuntergang

Nachdem der letzte Film von Roland Emmerich "10.000 b.c." (zurecht) ein Flop war, und sich der Regisseur eigentlich in eine andere Richtung verabschieden wollte, ließ er sich doch noch mal weichklopfen ein weiteres mal das zu machen, womit er berühmt geworden ist. Nach "Independence Day" und The Day After Tomorrow jagt er ein weiteres mal die ganze Erde in die Luft. Anders als beim gerade genannten Film bemüht er sich hier far nicht erst um ein Wissenschaftlich halbwegs glaubwürdiges Szenario, sondern redet gleich etwas von Sonnenaktivitäten, die den Kern aufheizen, die Pole verändern und natürlich die Kontinente.

Dabei kann sich der Film auch nicht wirklich für eine Perspektive entscheiden. Auf der einen Seite steht das Schicksal einer normalen Familie, die sich durch eine Reihe von Drehbuchzufällen retten kann, auf der anderen die Sicht der Mächtigen, welche unter anderem die Rettung planen. Dabei sind beide Perspektiven über alle maßen klischeehaft. Auf der einen Seite der glücklose Vater (John Cusak) und seine ex-Frau (Amanda Peet) und ihre Kinder (und ein neuer Partner), auf der anderen Seite der idealistische Wissenschaftler und der zynische Machtmensch. Die rasseln natürlich ordentlich aneinander. Dazu gibt es noch einen egoistischen russischen Milliardär und einen selbstlosen amerikanischen Präsidenten (Danny Glover aus Lethal Weapon).

Das ist natürlich alles solide geschrieben und erzählt, aber irgendwie wird man den Eindruck nicht los, dass es eher darum ging eine Best-of der bisherigen Katastrophenfilme zu sammeln. Dazu wird auch das permanente entkommen im letzten Moment so dermaßen penetrant inszeniert, dass es wohl sogar Michael Bay zu viel wäre. An dessen Werk erinnert "2012" mit seinen detaillierten aber trotzdem recht sterilen Zerstörungsorgien. Es gibt nicht einmal eine handvoll Szenen, bei denen man wirklich den Eindruck hat, dass dort Menschen zu schaden kommen oder sterben. Die Effekte sind natürlich trotzdem großartig.

Trotz der exzellenten Inszenierung fällt allerdings immer wieder auf, dass man es, wie schon das eine oder andere mal in hauptsächlich am Computer entstandenen Filmen mit der Knappheit beim entkommen etwas zu sehr übertrieben hat. Das ist zwar spannend aber stellenweise wenig glaubwürdig. Dazu ein sehr brachialer Sound, dem allerdings zu viel Dynamik geopfert wurde, was man leider immer wieder auch in Filmen mit einem hohen Budget zu hören bekommt.

Wie schon einmal erwähnt erinnert das streckenweise stark an Michael Bay, wenn man dessen Hang zu nervigen Witzen mit einem zu reichlich (melodramatischem) Kitsch tauscht, für den selbst unter eigentlich größtem Zeitdruck immer noch Minuten übrig sind. Insgesamt ist das alles zwar durchaus spannend und unterhaltsam, kann aber nicht wirklich mit dem quasi-Vorgänger "The Day After Tomorrow" und noch weniger mit einem intensiven Film wie " Krieg der Welten" mithalten. Dazu sind Drehbuch, Story und die Figuren einfach zu schwach.

2012

Alternativen

Einzelwertung

Drehbuch: Kreis Solide Minus Reichlich Kitsch Minus Unglaubwürdige Wissenschaft 4
Charactere: Plus Glaubwürdig Minus Alles sehr Stereotyp 5
Schauspiel: Kreis Solide Darstellungen ohne herausragende Leistung 6
Kamera: Plus Gute Bilder Plus Sehr Effektiv 8
Musik: Plus Passend und treffsicher Eingesetzt Minus Zu wenig Dynamik 6
Schnitt: Plus Effektiver, Zielsicherer Schnitt 6
Inszenierung Plus Gute Bilder Minus Teils unerträglicher Kitsch 4
Design: Plus Unauffällig passend 6
Effekte: Plus Gute Effekte, genug Dreck 9
Action: Plus Packend inszeniert, aber Teils zu übertrieben Dauerknapp 7
Summe: Kreis Visuell beeindruckender Katastrophenfilm mit unentschlossener Story  61 
Visuell beeindruckend, aber teils unerträglicher Kitsch 6