Steven Spielbergs letzte Outputs waren allesamt Enttäuschungen. "Minority Report" nervt mit seiner Unentschlossenheit und "K.I." wirkte wie aus drei verschiedenen Filmen zusammengetackert, von denen mindestens einer Überflüssig war. Spielbergs bekannte handwerklich Brillanz bewahrte diese Filme zwar vor wirklich niedrigen Wertungen, aber viel hat zu einer Spezialbehandlung mit drei Punkten nicht gefehlt. Dazu war auch Tom Cruise in "Minority Report" eher wenig überzeugend. Das alles waren tatsächlich keine guten Zeichen für einen erneuten Blockbuster von Spielberg mit Tom Cruise. Dazu lieferte auch der Trailer praktisch keine Information zur Story.
Genau genommen gibt es auch keine. Der geschiedene Ray (ein überzeugender Tom Cruise in ungewohnter Rolle als Verlierertyp) muss auf seine Kinder aufpassen, kommt dabei auch gleich noch zu spät und ist mit der Aufgabe eigentlich völlig überfordert. Der Film lässt sich viel Zeit diese Konstellation einzuführen. Ausgerechnet an diesem Abend haben sich fiese Aliens vorgenommen die Erde zu zerstören und in eine mit Menschenblut gedüngte Plantage zu verwandeln. Ray macht sich mit seinem Nachwuchs auf die Flucht, in der Hoffnung seiner ex-Frau die Kinder wieder zurückgeben zu können.
Nach den wuchtigen Trailern rücken die Zerstörungsorgien erstaunlich weit in den Hintergrund. Meist sieht man nur die folgen des Krieges und der Zerstörung, wie das Wrack eines abgestürzten Flugzeuges, oder die langsame Verwandlung der Welt in eine apokalyptische rote Landschaft. Die einzige Szene in der dann tatsächlich mehr als drei der Alien-Kampfroboter zu sehen sind, wird dann auch noch als Video auf einem kleinen Bildschirm eingespielt. Der Film bleibt bei der Perspektive des Ray, der verzweifelt versucht seine Kinder (und sich selbst) zu retten.
Anders als noch in "Independence Day," wird kein merkwürdiger Plan geschmiedet die bösen Aliens doch noch zu besiegen. Das Militär taucht eigentlich nur in Nebenrollen auf, da es sowieso keine Chance hat. Stattdessen verfolgen wir den Weg des sympathischen Ray, der eigentlich ein ganz normaler Typ ist, der völlig unerwartet zum Kriegsflüchtling wird. Es ist bezeichnend für das Können Spielbergs, dass er es tatsächlich schafft die Angst seines Protagonisten auf den Zuschauer zu übertragen und diesen Mitleiden zu lassen, ohne das es unerträglich wird. Der Film geht meistens direkt in den Bauch.
Das Militär wirkt mit dem dirigieren der Menschenmassen, eigentlich eine Aufgabe der Polizei genauso überfordert, wie mit dem Kampf gegen die unbesiegbaren Gegner. Anders als etwa bei "Independence Day," wo der Ausgang eigentlich schon von Anfang an klar ist, weiß man bei Krieg der Welten bis kurz vor Ende wirklich nicht, ob es überhaupt eine Hoffnung für die Menschen und den Protagonisten gibt. Ganz am Ende trifft Spielberg dann doch noch zwei Fehlentscheidungen. Eine soll hier nicht verraten werden (Spoiler) und die andere ist der etwas zu dick auftragende Text des Erzählers aus dem off (der am Ende).
Das Steven Spielberg den Mut hat, ein völlig antiklimaktischen Ende in einen Blockbuster zu packen ist bewundernswert. Wie der Film ausgeht wird hier natürlich nicht verraten, wohl aber, das Spielberg seit langem wieder einen wirklich guter Film gelungen ist. Ähnlich wie schon das berüchtigte Hörspiel setzt auch der Film auf einen körnigen fast schon dokumentarischen Look, um das ganze noch beängstigender und echter wirken zu lassen. Dazu nutzt er als erste Blockbuster seit langem nicht die ganze breite der Leinwand.
Krieg der Welten |
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Alternativen |
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Einzelwertung |
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Drehbuch: | Viel Spannung Keine "echte" Story | 7 | |||||||||
Charaktere: | Interessante und nachvollziehbare Charaktere | 9 | |||||||||
Schauspiel: | Hervorragende Leistung, besonders in den Hauptrollen | 10 | |||||||||
Kamera: | Präzise Kameraführung, einige gute Bilder | 9 | |||||||||
Musik: | Passend und sparsam eingesetzt | 8 | |||||||||
Schnitt: | Sehr genauer Schnitt, aber keine besonderen Monstagen | 8 | |||||||||
Inszenierung: | Packend in Szene gesetzt und geht direkt in den Bauch | 9 | |||||||||
Design: | Unauffällig gelungen | 8 | |||||||||
Effekte: | Spektakulär und perfekt eingepasst | 10 | |||||||||
Atmosphäre: | Dicht und beklemmend | 9 | |||||||||
Summe: | Beklemmender SF-Kriegsfilm | 86 | |||||||||
Packend, Beklemmend und gut. | 9 | ||||||||||
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