Ein Quantum Trost

Der völlige Identitätsverlust

Wenn der Trailer für einen James Bond lauter und krawalliger ist als alles was Hollywood ins Kino bringt (sogar als Michael Bay) dann ist erst einmal Vorsicht geboten, denn eigentlich erwartet man von James Bond Stil und Eleganz (wie bei John Woo) statt amerikanischer Brachialaction. Natürlich gibt es nur letzteres. Auch ansonsten lässt der Film (ausser Judi Dench als M) eigentlich nichts mehr von dem übrig das James Bond zu, nun ja, James Bond macht: kein Stil, keine Ironie, (fast) kein Humor, keine Lebensart. Selbst das letzte bisschen Selbstironie, mit dem Daniel Craig den Agenten in "Casino Royale" spielt hat man ihm ausgetrieben.

Dazu kann man die sowieso recht dünne Story von Quantum of Solace kaum verstehen ohne den direkten Vorgänger gesehen zu haben. Auch hier gibt es wieder einen General der putschen will und einen Bösewicht dessen Organisation ihm dabei Helfen will. James Bond will das natürlich verhindern und wird dabei von so ziemlich allen (teils einschließlich seiner eigenen Leute) gejagt. Überhaupt wird der britische Agent fast schon wie Jason Bourne durch den Film gehetzt. Zeit für Story, Charakterzeichnung oder Stil bleibt dabei nicht.

Genau genommen besteht die Story nur aus nicht wirklich zusammenhänegenden Fragmenten zwischen den Actionszenen, die eigentlich alle daraus besetehen, dass James Bond sinnlos in einen Mission geht, sich dort wie der letzte Vollidiot aufführt und am Ende durch irgendwelche Glücksfälle irgendwie doch noch erfolgreich ist. Selbst die an sich fähigen und charismatischen Darsteller können den Film nicht wirklich retten. Olga Kurylenko ("Hitman") ist mit ihrer gebrochenen Figur völlig überfordert und spielt so hölzern, dass sie fast schon ein wenig Untot wirkt. Judi Dench kann als M zwar nach wie voe überzeugen, wird aber vom Drehbuch ausgebremst.

Daniel Craig versagt als James Bond völlig. Dieser völlig von jedem letzten Rest Hirn befreite Vollidiot mit der Stilsicherheit eines Maurers hat mit Bond schlicht nichts mehr zu tun. Man wird dabei den Eindruch nicht los, dass Daniel Craig versucht einen eher finsteren Helden zu spielen, wie man es von Vin Diesel kennt, dabei aber nur eine gewalttätige Dumpfbacke hinbekommt. Auch der Bösewicht bleibt trotz einer gewissen Schmierigkeit erschreckend Harmlos. Auch bei allen anderen Figuren bleibt die Distanz immer etwas zu groß, wenn die denn überhaupt so etwas wie eine Persönlichkeit haben. So fiebert man weder mit den Helden, noch dem Ende des Bösen entgegen.

So rauschen Spionage- und Actionszenen die immer wieder gute Ansätze zeigen, die aber im wilden Geschwindigkeitsrausch und dem penetranten Einsatz von Holzhammermusik komplett untergehen. Die Action verliert sich dann wenig überraschend in einer schlimmen Mischung aus wildem Kameragefuchtel und übertrieben schnellem Schnitt. Dass die Kamera es dabei auch noch schafft immer zu weit vom Protagonisten weg zu sein um sich wirklich mit ihm zu Identifizieren und zu nah um in irgendweiner Form einen Überblick zu bekommen hilft auch nicht wirklich.

Lediglich die Flugzeugszene funktioniert halbwegs, ist dafür aber erzählerisch völlig hirnrissig. Wer seinem nicht gerade zimperlichen Helden einen Satz wie: "Er wollte eigentlich dich, habe ihm aber das Auto gegeben und er wird uns trotzdem verraten." sagen lässt zeigt schon sehr deutlich, dass er keine Ahnung hat, wie man diese Actionszene sinnvoll in den Plot einbindet. Dass das Finale dann eine Sammlung lahmer Faustkämpfe ist, immerhin vor brennender Kulisse, passt dann auch ins Bild. Genauso wie die Tatsache, dass die Flammen und die Kämpfe den Beteiligten nicht einmal ein Tröpfchen Schweiss auf die Stirn bringen.

Der ganze Film fühlt sich an wie ein Eilzug, der komplett an einem vorbei rauscht, dabei mit seinem Lärm und seiner Geschwindigkeit komplett vergessen macht, dass nicht alles darin schlecht ist. Daniel Craig disqualifiziert sich mit seiner grobschlächtigen Darstellung komplett als James Bund und allgemein als Actionheld. Dazu fragt man sich wieso dieser Film eigentlich 200M gekostet hat, denn er sieht nur nach der Hälfte aus.

Ein Quantum Trost

Alternativen

Einzelwertung

Drehbuch: Minus Fast keine Erzählung Minus Story nur Fragmenthaft 2
Charaktere: Minus James Bond völlig unpassend Minus Lächerlicher Bösewicht 3
Schauspiel: Plus Judi Dench Minus Daniel Craig versagt als Bond Minus Olga Kurylenko arg hölzern 4
Kamera: Minus Häufig unpassende perspektive Minus Zu viel Handkamera 3
Musik: Plus Dramaturgisch passend Minus Viel zu aufdringlich Minus Völlig Kaputtkomprimiert 2
Schnitt: Minus Viel zu schnell Minus Actionszenen teils wirr montiert 3
Inszenierung Minus Schlecht geklauter Paul-Greengrass-Stil 3
Design: Plus Unauffällig passend Minus Identitätslos 5
Effekte: Plus Gute größtenteils physiche Effekte Minus Digitalmurks im Finale 5
Action: Minus Größtenteils geklaut... Minus ...und arg wirr Minus Erschreckend unspektakulär 3
Summe: Kreis Solide Agenten-Action  33 
Schwache Action-Achterbahnfahrt ohne James-Bond flair 3