Die Hard 4.0

Der kleine Stein...

Bruce Willis stirbt wieder langsam. Dieses mal muss er nicht nur ein Hochhaus oder einen Flughafen retten, sondern gleich ein ganzes Land, natürlich die USA. Dabei spielt er seinen bekanntesten Charakter als altmodischen und einfachen Mann, der Probleme mit seiner verbleibenden Familie hat und das ganze moderne Computer-Zeug nicht versteht. Dabei fängt alles ganz harmlos mit einem einfachen Auftrag an.

Eigentlich soll er nur den jungen Hacker Matt Farrel (Justin Long) nach Washington eskortieren, doch schon bald versuchen Killer die Beiden umzubringen, aber das ist erst der Anfang. Wie nicht anders zu erwarten geraten die Beiden mitten in einen riesigen Schlamassel. Ein genialer Cyber-Terrorist legt die gesamte Infrastruktur der USA lahm, die Telekommunikation, den Verkehr, den Finanzsektor und dreht dann auch noch den Strom ab. Was er genau will wird nicht wirklich klar, aber mit einem Störfaktor hat er natürlich nicht gerechnet: John McLaine, der hartnäckige und Zähe New Yorker Cop, der im mit seinem jungen Begleiter immer wider dazwischen funkt.

Nach vielen zwar spektakulären Effektorgien, die oft seltsam Steril und seelenlos wirken, lässt sich Stirb Langsam 4 relativ viel Zeit für einen recht komplexen Plot und seine Characteren, zumindest denen auf der guten Seiten. Bruce Willis macht seine Sache erwartungsgemäß gut. Das gilt ebenfalls für seinen Begleiter, den eigentlich zuständigen Beamten Bowman (Cliff Curtis) und viele andere gut besetzte Nebenrollen. Bei den Bösen seht es ähnlich aus: Eine charismatische und wild zusammengewürfelte Truppe, die in allerlei Fremdsprachen redet, allen voran eine wunderbar diabolische Maggie Q. Doch ausgerechnet der Oberbösewicht wirkt am wenigsten charismatisch. Erschreckend ausdruckslos spielt Timothy Olyphant seinen Charakter und landet dabei zu sehr im leicht nervigen "Arschloch"-Klischee. Hassen kann man seine Figur, aber den wichtigsten Gegenspieler des Helden stelle ich mir anders vor.

Mit der eigentlichen Action hat er so gut wie nichts zu tun, sondern hat dafür, wie es sich gehört, eine ganze Menge Leute, die John McLaine das Leben ganz schön schwer machen. Immer wieder versuchen Killer zu Fuß, im Auto oder im Hubschrauber die beiden Helden zu töten. Dabei setzt der Film größtenteils auf eher altmodische und bodenständige Action, mit vielen Stunts und physischen Effekten und relativ wenig am Computer generierten Elementen. Die besonders spektakulären Bilder aus den Trailern erwecken dabei einen etwas falschen Eindruck, denn der einfache Kampf Mann gegen Mann, bei dem John McLaine meistens ordentlich auf die Fresse bekommt, macht einen deutlich größeren Teil aus, als fliegende Autos und andere comichafte Elemente.

Das ganze wird natürlich noch mit Sprüchen garniert serviert. Dabei gelingt es dem Film tatsächlich den Geist des 80er Actionkinos in die Neuzeit zu bringen ohne dabei Altbacken zu wirken. Daran können auch einige kleinere Macken nichts ändern, auf die ich hier aber nicht eingehen werde, da ich nicht mehr vom Inhalt des Films verraten will, denn Stirb Langsam 4.0 ist trotz allem der beste Actionfilm seit langer, langer Zeit. (Achtung: der Meinungskasten verrät etwas mehr zum Inhalt des Films.)

Die Hard 4.0

Alternativen

  • Shooter (6 - Guter Actionthriller mit miesem Ende)
  • Stirb Langsam 2 (? - Guter klassischer Actionfilm)

Einzelwertung

Drehbuch: Plus Packend erzählt 7
Charactere: Plus Glaubwürdige Charaktere 7
Schauspiel: Plus Gute Leistung der Besetzung Minus Oberbösewicht 7
Kamera: Plus Gute, Effektive Kamera ohne besondere Highlights 7
Musik: Plus Passend und treffsicher Eingesetzt 7
Schnitt: Plus Effektiver, Zielsicherer Schnitt 6
Inszenierung Plus Packender Film Minus Kleine Macken 6
Design: Plus Unaufällig passend 7
Effekte: Plus Gute physische Effekte, Digitaleffekte kaum erkennbar 8
Action: Plus Gute traditionelle Action 8
Summe: Plus Der beste Actionfilm seit langem  70 
Endlich mal wieder richtiges Actionkino 7
                   
Meinung

Endlich!

Ich bin sicherlich kein Feind von Spektakeln mit massig Computereffekten, wenn sie das wichtigste nicht vergessen: Das Erzählen. Denn Filme wie die "X-Men"-Reihe Star Wars - Die Rache der Sith, V für Vendetta oder, mit leichten Einschränkungen, auch die "Spider-Man"-Reihe haben Klasse, keine Frage. Doch irgendwo in den Neunzigern fingen Actionfilme an nur noch aus Explosionen und Sprüchen zu bestehen. Plot und Figuren wurden zur Nebensache. Heraus kamen dabei seelenlose Spektakel mit ordentlich Schauwert, die man aber kurz danach wieder vergessen hatte.

Das ganze ver­schlimmerte sich mit dem explosions­artigen Anstieg der technischen Möglich­keiten noch weiter, so dass man selbst als ein­ge­fleischter Action­fan oft das Gefühl hatte, dass viele Filme nur gemacht wurden, um bestimmte Effekte und Action­szenen unter­zubringen, ohne sich Gedanken darum zu machen, dass noch eine Geschichte erzählt werden muss. Genau da setzt Stirb Langsam 4 an. Statt erst einmal etwas in die Luft zu jagen führt der Film seinen Plot und seinen Charaktere ein, bevor es dann die erste Explosion gibt.


Kleine Macken

Es fängt tatsächlich erst einmal damit an, das John McLaine ärger mit seiner Tochter hat und dabei erst mal ihren gerade zum Ex beförderten Freund verprügelt. Auch die Beziehung zwischen Matt Farrell und John Mclaine geht weit über das für den Plot notwendige hinaus und (achtung Spoiler) wird über die Zeit tatsächlich zu so etwas wie Freundschaft. Auch anderswo legt der Film angenehm viel Wert auf gute Charaktere und deren Beziehungen.

Trotzdem mutet es etwas seltsam an, dass John McLaine nachdem er den Helicopter erledigt hat (die Szene ist auch in den Trailern zu sehen), erst einmal humpelt und recht schwer verletzt wirkt, aber drei Einstellungen weiter schon wieder ohne Behinderung durch die Gegend läuft. Richtig verwunderlich ist es aber, dass die charismatische Maggie Q schon in der Mitte des Films in einem spektakulären Kampf dran glauben muss, während der langweilige Kerl bis zum Ende schafft und dort recht schnell und unspektakulär erschossen wird. Anders herum wäre es mir lieber gewesen.