Shooter

Der Westen ist immer noch Wild

Die technische Brillanz von Regisseur Antoine Fuqua ("The Replacement Killers", "Training Day", "King Arthur") steht sowieso außer Frage. Die Fähigkeiten von Hauptdarsteller Mark Wahlberg auch. Eigentlich kann da nicht mehr viel schief gehen, abgesehen vom Drehbuch natürlich. Das lässt sich dann erst einem eine Menge Zeit die Hauptfigur des Films als Soldaten und "Kriegshelden" zu zeigen, der seinen Partner (und engen Freund) verliert, bevor der im Trailer angekündigte Plot seinen Lauf nimmt.

Nach seinem Rückzug vom Dienst lebt er abgeschieden in den Bergen. Dort wird er von zwielichtigen Geheimdienstlern aufgespürt, die ihn anheuern, um das Attentat eines anderen Scharfschützen auf den Präsidenten zu verhindern. Die stecken dann aber selbst hinter dem Angriff und wollen den Helden nur als Sündenbock haben und dabei gleich töten. Dass funktioniert natürlich nicht wirklich. Der Mann wird dann natürlich von verschiedenen Diensten gejagt, denen natürlich immer einen Schritt voraus ist. Dabei versucht er natürlich seine Unschuld zu beweisen und die Ganoven zur strecke zu bringen...

Das kennt man zwar schon irgendwie (u.a. von "Der Staatsfeind Nr.1) ist aber durchaus Bildgewaltig und packend inszeniert. Die Schauspieler machen ihre Aufgabe routiniert bis gut, die Charaktere gehen aber etwas im komplexen Thriller-Plot unter, der aber im großen und ganzen gut konstruiert ist. Zumindest bis zum Showdown im Justizministerium. Den Rest vergisst man am besten ganz schnell wieder.

Bis es dazu kommt, gibt es natürlich einige Verfolgungsjagden, treffen mit skurrilen Charakteren, die Unfähigkeit der Bösen den Helden aufzuspüren, Schießereien und Schlägereien. Das ist zwar alles nicht innovativ, bietet aber hohen Genre-Standard der gekonnt in Szene gesetzt wird. Dabei bemüht man sich zwar nicht wirklich um Realismus (wer das erwartet sitzt sowieso im falschen Film), bietet aber (außer bei der Überlebensfähigkeit des Helden) eine gewisse Bodenständigkeit und beschränkt sich auf Helden-Fähigkeiten, die man einem Elitesoldaten durchaus zutraut.

Einige andere Zuschauer unterhielten sich schon beim Aufstehen über diverse Unwahrscheinlichkeiten, aber wer einen Thriller danach seziert stellt sowieso ziemlich schnell fest, wie konstruiert das ganze eigentlich ist. Wirklich problematisch ist dann allerdings das moralisch äußerst fragwürdige Selbstjustiz-Finale, das jedem sauer aufstoßen sollte, der die Bedeutung der Worte "freiheitliche demokratischer Rechtsstaat" verstanden hat. Da gibt es durchaus andere Möglichkeiten solche Bösewichte dranzukriegen. Mich hätte es viel mehr interessiert, wie der Held nach der ganzen Aufregung in sein ruhiges Leben zurückfindet und was aus seiner nur angedeuteten Beziehung wird. Dafür gibt es Punktabzug.

Shooter

Alternativen

  • Der Staatsfeind Nr.1 (? - Ähnliches Thema von Bruckheimer)
  • James Bond - Casino Royale (6 - Fast guter Bond leidet an wirrer Story)

Einzelwertung

Drehbuch: Plus Packend Erzählt Minus Fragwürdiges Ende 6
Charactere: Plus Glaubwürdig Minus Keine Tiefe 5
Schauspiel: Plus Solide Leistung aller Darsteller 6
Kamera: Plus Gute Bilder Plus Sehr Effektiv 8
Musik: Plus Passend und treffsicher Eingesetzt 7
Schnitt: Plus Effektiver, Zielsicherer Schnitt 7
Inszenierung Plus Technisch brillant 7
Design: Plus Unaufällig passend 7
Effekte: Plus Gute Effekte 8
Action: Plus Gute "konventionelle" Action 8
Summe: Plus Guter Actionthriller Minus Fragwürdiges Ende  62 
Eigentlich guter Film, der sich mit seinem Selbsjustiz-Finale ins Knie schießt 6