V für Vendetta

Mantel und Degen gegen Nazis

"V für Vendetta" ist einer der wenigen wirklich gelungenen Filme des Jahres 2006, auch wenn er den Vorschusslorbeeren von Kritik und Fans nicht ganz gerecht wird. Das liegt vor allem an der (fast) immer einen Tick zu distanzierten Betrachtungsweise, welche dazu führt, dass der Film zwar auf einer intellektuellen Ebene hervorragend funktioniert, aber einen nie wirklich emotional in seine Welt und Geschichte zieht. Herausgekommen ist dabei eine Studie, wie ein faschistisches Regime mit einer Mischung aus gezielten Anschlägen auf Führungspersönlichkeiten und zivilem Widerstand entmachtet wird.

Das Regime hat sich in einem zukünftigen England mit Versprechen von Sicherheit, Identität und Reichtum in einer besonders chaotischen Zeit an die Macht gemogelt und versucht jetzt die Bevölkerung zu kontrollieren. Das bekommt die junge Evy Hammond (Natalie Portman) an eigenem Leib zu spüren, doch sie wird vom mysteriösen V (Hugo Weaving) gerettet, der sich unter einer Maske verbirgt. Er weiß erschreckend viel über die Mächtigen und deren Leichen im Keller. Die Wege der beiden kreuzen sich von nun an mehrfach, während auf der anderen Seite Inspector Finch (Stephen Rea) und ein gewisser Creedy versuchen V aufzuhalten.

Gegen die charismatischen und hochklassigen Auftritte von Hugo Weaving (trotz Maske!), Natalie Portman, Stephan Rea und John Hurt (als Diktator Adam Sutler) wirken Präsenz und Leistung der restlichen Schauspieler teilweise recht schwach. Ähnlich stark ist auch das Gefälle bei der Charakterzeichnung. Während sich die Hauptfiguren (Evy, V, Finch) alle während des Films glaubwürdig Verändern, dazu sind Adam Sutler und Delia Surridge (Sinéad Cusack) charismatische Nebenfiguren. Die Anderen können da nicht mithalten.

Auch die Optik kann mich nicht vollends überzeugen. Gute Bilder und eine passende, aber etwas distanzierte Kameraführung stehen einem etwas zu sterilen Gesamteindruck gegenüber, welcher die ganze Welt etwas künstlich wirken lässt. Die wenigen Actionszenen des Films sind gelungen, aber frei von jeder Innovation. Zwischendurch gibt es dafür immer wieder Absulut geniale Montagen, meist zu Erzählungen, mit Bildern, die dem fiktivem Regime deutlich Nazi-Assoziationen verpassen und keinen Zweifel daran lassen, dass es sich um eine unrechtmäßige Diktatur handelt.

Trotz allem gelingt es dem Film nicht eine echte Identifikationsfigur zu schaffen und den Zuschauer wirklich in seine Welt zu ziehen. Es bleibt immer das Gefühl, eine Mischung aus philospophischem Diskurs über die (faschistische) Diktatur und fast real wirkendem Experiment durch in einer Vitrine zu beobachten. Es fehlt ein wenig die Intensität, die etwa einen "Children of Men" auszeichnet. Das ändert aber nicht daran, dass "V für Vendetta" einer der besten Filme des Jahres ist.

V für Vendetta

Alternativen

  • Children Of Men (? - Beklemmender SF-Thriller)
  • Batman Begins (8 - Finstere und dramatische Comicverfilmung)

Einzelwertung

Drehbuch: Plus Packend erzähät Plus Intelligent 8
Charactere: Plus Haupt- und einieg Nebenfiguren Kreis Andere 7
Schauspiel: Plus Gute Leistungen Plus Charismatische Darsteller 8
Kamera: Plus Gute Bilder Minus Teils zu sterile Optik 7
Musik: Plus Gute und passende Musik 7
Schnitt: Plus Effektiver, Zielsicherer Schnitt Plus Einige geniale Montagen 9
Inszenierung Plus Intelligent und packend Minus Teilweise zu steril 8
Design: Plus Passendes, genaues Design 7
Effekte: Plus Gute Effekte 8
Action: Plus Gute Actionszenen ohne Innovation 7
Summe: Plus Intelligent und Packend Minus Distanzierte Sichtweise  76 
Gelungener intelligenter Film mit etwas zu distanzierter Sichtweise 8