Max Payne

Halluzinationen

Es ist ja schon einmal begrüßenswert, wenn eine Videospielverfilmung nicht von den üblichen Verdächtigen (Uwe Boll, Paul W.S. Anderson) stammt, denn dann kann zumindest etwas brauchbares dabei herauskommen. Richtig gut waren allerdings auch "Tomb Raider" oder "Solent Hill" nicht und das gilt leider auch für "Max Payne." Dabei bietet der Film mit seinem gebrochenen Helden und finsteren Film Noir Atmosphäre und seine dichten Story eine der besseren Vorlagen. Doch der Trailer ließ eine Mytery-Schlagseite vermuten, die nicht so richtig zum realistischen Stil der Vorlage passen will, ließ schlimmes befürchten, doch dieser Trailer ist einer der irreführendsten überhaupt, Denn im Kern ist Max Payne ein düsterer Action-Krimi.

Max Payne (Mark Wahlberg) ist ein Cop der seine Familie verloren hat und die Unterwelt von New York auf eigene Faust (und nicht immer Vorschriftsgemäß) nach den Mördern durchsucht, die in der regulären Untersuchung nie gefunden wurden. Dabei gerät er in einen Sumpf aus Drogen, Intrigen und kommt dem finsteren Geheimnis eines Konzerns auf die Spur. Erzähöerisch hinterlässt der Film einen zwiespältigen Eindruck. Nach einem finster-emotionalen Auftakt wirkt besonders die erste Hälfte arg langatmig und etwas konstruiert, besonders weil Regisseur John Moore keinen Ennio Morricone zur Seite hat, der die oft sehr langen Einstellungen musikalisch entsprechend untermalt.

Dabei hat man oft das Gefühl, dass dem Film eigenwillige und starke Bilder wichtiger sind als eine vernünftige Erzählung. Die Dialoge funktionieren, wirken aber teilweise etwas zu knapp gehalten, um die Figuren wirklich zu charakterisieren. Überhaupt erinnert der Film in seinem Stil an eine Mischung aus "Replacement Killers" und "Constantine" ohne allerdings wirklich deren Qualität zu erreichen. Die zweite Hälfte erinnert dann stark an "Stirb Langsam" mit ganz viel Zeitlupe und ist entsprechend spannend.

Mark Wahlberg tritt als gebrochener Held durchaus überzeugend auf, aber die Präsenz eines Chow-Yun-Fat hat er leider nicht. Ähnliches gilt für die passend besetzten aber größtenteils eher glanzlosen Schauspieler in praktisch allen Rollen und die charismatische Olga Kurylenko wird eher verheizt (und gleich am Anfang ermordet). Ansonsten hat der Film teilweise etwas zu tief in den Farbtopf gegriffen, so dass die eigentlich warmen Szenen im Vergleich zum grau des restlichen Films etwas zu grell und fast schon aggressiv wirken, eine Musik die lange und ruhige Szenen lieber zukleistert, als sie mit Leben zu füllen und solide Action, die sich hauptsächlich durch den massiven Einsatz von Zeitlupe von anderen Filmen unterscheidet.

Natürlich sieht man dem Film an, dass er nicht so teuer ist wie etwa "Ein Quantum Trost," und ob die drogeninduzierten Halluzinationen wirklich mit so viel Digitaltechnik gezeigt werden müssen, oder ob das Geld nicht doch besser in aufwändigere Action-Szenen angelegt wäre darüber kann man sich sicherlich streiten. "Max Payne" ist ein typischer Mittelklasse-Action-Film und abgesehen von zu vielen längen in der ersten Hälfte durchaus solide. Ein John Woo Kracher im Stile von "The Killer" wäre mir trotzdem die bessere Lösung gewesen.

Max Payne

Alternativen

  • The Replacement Killers (? - Chow-Yun Fat soll ersetzt werden.)
  • Constantine (7 - Die volle packung Mystery)

Einzelwertung

Drehbuch: Plus Solider Krimi-Plot Minus Teils arg konstruiert Minus Längen 4
Charactere: Plus Solide und glaubwürdige Figuren Minus Meist wenig Tiefgang 6
Schauspiel: Plus Solide und passende Besetzung ohne Glanz 5
Kamera: Plus Gute und eigenwillige Bilder Plus Sonst unauffällig passend 7
Musik: Plus Dramaturgisch meist passend Minus Kleisteret lange Einstellung zu sehr zu 5
Schnitt: Plus Effektiver, Zielsicherer Schnitt Minus Teils zu lange Einstellungen 5
Inszenierung Plus Gute Bilder Minus Teils langatmig und konstruiert 4
Design: Plus Unaufäälig passend Minus Warme Szenen zu grell 5
Effekte: Plus Gute und passende Effekte 6
Action: Plus Gute (und volle) Bilder Kreis Teils fehlendes Raumgefühl 7
Summe: Minus Längen und Konstruiertheit im ersten Teil Plus Gelungene Action im zweiten Teil  54 
Solider Mittelklasse Actionfilm 5