Constantine

Keanu Reeves ist nicht Hellblazer

Comics geben immer wieder Vorlagen für (Action-) Filme, da deren übertriebener Stil gut zum derzeit üblichen Digitaloptik passt. Eigentlich passt "Constantine" dabei aber nicht so richtig, da die "Hellblazer"-Comics im Stil eher an die schmuddeligen Detektivgeschichten aus früheren Comiczeiten angelehnt sind. Nur hat John Constantine es mit Geistern und Dämonen zu tun, statt mit "normalen" Verbrechern. Dazu steht um ihn herum eine ganze Reihe von bizarren Charakteren zur Seite oder stellt sich ihm in den Weg. Wenigstens dieser Teil ist in der Übersetzung zum Film durchaus erhalten geblieben.

Die Story ist eigentlich denkbar einfach, aber damit das nicht so auffällt wird das ganze so erzählt, dass man ziemlich lange nur eine Ahnung hat, dass etwas mächtig im Argen liegt. Es spricht für das Können von Autor und Regisseur, dass der Film spannend ist, obwohl man über einen recht langen Teil nicht weiß, wer der Bösewicht ist und was der eigentlich vor hat. Angereichert wird das ganze mit an passenden Stellen eingebauten Dialogen über den Hintergrund der Charaktere, die jederzeit eine nachvollziehbare Motivation für ihre Verhaltensweisen haben.

Die Schauspieler verkörpern ihre Charaktere glaubwürdig und selbst der fehlbesetzte Keanu Reeves verleiht seiner Figur ein gewisses etwas. Als gebrochener Held funktioniert er trotz gut verkörperter terminaler Nikotinsucht nicht, aber als meist gereizter und etwas überforderter Held andererseits sehr gut. Ausstrahlung hat der Mann, keine Frage. Das gilt auch für Partnerin Rechel Weisz und die anderen Nebendarsteller. Wieso allerdings die durchaus Sympathischen verbündeten Constantines alle sterben müssen ist nicht ganz klar.

Eine der großen Stärken des Films ist, dass man die dort geschaffene Welt um Himmel und Hölle als Paralleldimensionen und den Halbblütern, die von beiden Seiten die Sterblichen beeinflussen jederzeit glaubt. Wenig überraschend sieht man von der Hölle deutlich mehr. Ein flammendes Inferno ist, besonders in einem eher düster angelegten Film, visuell halt dankbarer als ein strahlendes angenehmes Königreich. Auch die wenigen echten Actionsequenzen funktionieren überraschend gut und sind auch entsprechend dynamisch.

Dämonen werden allerdings immer noch mit Gebeten ausgetrieben und nicht mit Waffen. Das ist (visuell) durchaus interessant und spannend umgesetzt. Auf der anderen Seite stören einige unnötige Spielereien, besonders bei der Kameraführung, bei denen man dann doch sieht, dass der Regisseur aus dem Videoclip Bereich kommt. Ansonsten muss man dass aber wirklich dazusagen, denn mit Schnittorgien, oder übertriebenen Farbspielereien hat er nichts am Hut. Als Umsetzung der Vorlage ist der Film eher schwach, für sich genommen, aber durchaus unterhaltsam und ansehnlich. Eine ganz knappe Sieben.

Constantine

Alternativen

  • Matrix Reloaded (6 - Visuell brillanter Film, wenig Story)
  • X-Men 2 (? - Eine der besten Comic-Verfilmungen)

Einzelwertung

Drehbuch: Plus Packend erzählt Plus Viele Dialoge 7
Charactere: Plus Effektiv, aber unauffällig Minus Constantine passt nicht 6
Schauspiel: Plus Solides Schauspiel macht Charaktere glaubwürdig 6
Kamera: Plus Meistens passend Minus Unnötige Spielereien 6
Musik: Plus Unterstützt effektiv 7
Schnitt: Plus Effektiver zielgenauer Schnitt 7
Inszenierung: Kreis Solide 6
Design: Plus Effektives, zielgenaues Design 7
Effekte: Plus Gut eingebunden, konzeptbedingt teils sehr deutlich 7
Action: Plus Dynamisch, gut nachvollziehbar 7
Summe: Plus Visuell interessant Minus Weit von Vorlage weg 66
Solider film, aber zu weit von der Vorlage entfernt 7