München

Die Spirale der Gewalt

Unterhaltsame und spaßige Filme gibt es viele, aber ein wirklich intensives Kinoerlebnis bieten am Ende nur sehr wenige. Steven Spielberg gehört zu jenen Regisseuren, die es meist schaffen dem Publikum etwas besonderes zu bieten. Lediglich zwei seiner jüngeren Filme "K.I." und "Minority Report" lassen diese Intensität vermissen. Nachdem Spielberg in typischer Manier mit "Krieg der Welten" das Unterhaltungskino bedient hat, folgt jetzt mit "München" wieder ein anspruchsvoller Film. Der zeigt wieder den Mut sich auch mit heiklen Themen auseinanderzusetzten.

Nach der Geiselnahme der Athleten der israelischen Nationalmannschaft durch den palästinensischen "schwarzen September," die mit dem Tod der Geiseln endet (u.a. auch wegen der Unfähigkeit der deutschen Behörden), ruft die israelische Regierung eine geheime Gruppe ins Leben, um die Drahtzieher des Anschlages zu liquidieren. Angeführt wird diese Gruppe von einem Mann namens Avner, der bisher nur im Innendienst des Mossad tätig war. Der Film folgt den Aktivitäten der Gruppe bis zu deren Auflösung.

Schon am Anfang beginnt der Film mit einer Mischung aus Spielszenen und originalen Fernsehnachrichten von den Ereignissen, welche die Geschichte des Films in Gang setzen. Es dauert tatsächlich relativ lange, bis wir den "Helden" zum ersten mal zu Gesicht bekommt. Typisch für einen Film von Steven Spielberg ist das hohe Niveau des Schauspiels des gesamten Ensambles. Man glaubt den Darstellern ihre Charaktere zu jedem Zeitpunkt. Interessant ist in dem Zusammenhang höchstens die Besetzung von Daniel Craig (dem nächsten Bond) als fanatischstes (und damit unsympathischstes) Mitglied der Gruppe.

Dramaturgisch folgt der Film dem Stil klassischer Agententhriller mit Männern, die Informationen suchen, in Autos darauf warten, dass etwas passiert, oder Anschläge vorbereiten. Natürlich geht bei (fast) allen Anschlägen auch noch irgendwas schief. Dazu kommt das Gefühl, dass für jeden Anführer der Terroristen, den die Protagonisten eliminieren mehrere nachrücken, die noch schlimmer sind. Dazu werden natürlich während der ganzen Zeit weiter Anschläge verübt, wie der Zuschauer zusammen mit der Gruppe aus dem Fernsehen erfährt.

Neben der eindrucksvoll beklemmenden Schilderung der Spirale aus Gewalt und Gegengewalt bringt Avner das andere Problem, die langsam voranschreitende Abstumpfung selbst auf den Punkt: "Irgendwann stehe ich Morgens auf, töte, fühle nichts mehr und gehe Abends wieder ins Bett." Die Darstellung der Gewalt ist hart und unangenehm und auf jeden Fall deutlich realistischer als im Actionkino. Ganz verzichtet der Film zwar nicht auf dessen Ästhetik, aber abgesehen von zwei Verfolgungsjagden zu Fuß und einer Schießerei, die sich auch deutlich von der heutigen Action-Ästhetik unterscheiden hält sich das ganze in angenehmen Grenzen.

Ebenfalls sehr angenehm ist die Tatsache, dass sich der Film erfolgreich der heutigen Werbefilmästhetik mit quietschbunten Farben und unerträglich steriler Optik verweigert. Wenn man dem Film überhaupt etwas vorwerfen kann, dann die Tatsache, dass er sehr lang geworden ist. Trotzdem ist München ein intelligenter und intensiver Film, zu dem mir nicht einmal vernünftige Alternativen einfallen.

München

Alternativen

  • keine

Einzelwertung

Drehbuch: Plus Packend erzählt Plus Intelligent 9
Charactere: Plus Glaubwürdige Charaktere und Entwicklung 8
Schauspiel: Plus Glaubwürdige Darsteller Plus Hohes schauspielerisches Niveau 8
Kamera: Plus Effektive Kameraführung Plus Gute Bilder Plus Richtiger Filmlook 9
Musik: Plus Passend Plus Gute Musik 8
Schnitt: Plus Solider Schnitt Plus Genial-fiese Gegenüberstellungen 8
Inszenierung: Plus Intensiv und Packend Minus Sehr Lang 8
Design: Plus Realistisch wirkende Schauplätze 7
Effekte: Plus Kaum erkennbare Effekte 8
Action: Plus Wirkt eher realistisch Plus Hart und unangenehm 7
Summe: Plus Packend Plus Intelligent 80
Intensiver, mitreißender und beklemmender Film 8