"Kill Bill" ist als zusammenhängender Film gedreht worden, wurde dann aber aus Gründen der Vermarktung in zwei Teile geschnitten. Also jetzt das gleiche noch mal? Ja und nein. Natürlich geht die Geschichte weiter und es stehen ja immer noch drei Namen auf der Liste. Der zweite Teil unterscheidet sich im Charakter aber trotzdem deutlich vom Ersten, ist sehr viel ruhiger im Stil und deutlich Dialoglastiger. Beschränkte sich der erste Teil dabei eher noch auf ein Minimum, dass notwendig war, um den Charakteren Leben zu gehen und nicht zur seelenlosen Blutorgie zu verkommen, so sieht dass hier ganz anders aus.
Die Braut hat jetzt einen Namen, aber sich für den Beinahe-Mord an Rächen will sie natürlich immer noch. Der Plot passt immer noch in einen Satz, aber dazwischen quatschen die Figuren über Gott und die Welt, oder philosophieren über die Rache, das Dasein als Killer und die Vergangenheit. Dabei fließen die Dialoge sehr natürlich und haben nichts von der aufgesetzten Pseudointellektualität, die "Matrix" fast ruiniert hat. Durch die ruhigere Erzählweise verliert der Film allerdings etwas an Spannung und Intensität des ersten Teils.
Am meisten gewinnen durch die weniger Actionlastige Auslegung die Charaktere. Das war zwar genau genommen schon eine Stärke des ersten Teils, aber es fällt halt eher auf, wenn diesem Aspekt mehr Zeit zugestanden wird. Die Leistungen der Schauspieler fallen vor allem wieder dadurch auf, dass ihre Charaktere absolut natürlich wirken. Dazu muss ich dann doch noch mal die Leistung von Uma Thurman hervorheben, die ihre komplexe Rolle sehr gut meistert und der man trotz aller Wandlungen und Emotionen ihre Figur jederzeit abnimmt.
Die Musik ist wieder sehr eigenwillig. Quentin Tarantino muss irgendwo ein riesiges Archiv mehr oder weniger obskurer Pop-songs haben, die heute kaum noch jemand kennt, um dann die passenden für seine Filme zu suchen. Dazu gibt es dann noch die Morricone-Songs und ein bisschen eigene Musik von Robert Rodriguez und RZA. Wieso schaffen es eigentlich nur Tarantino und McG ("3 Engel für Charlie") auf diese Art und Weise einen funktionierenden Soundtrack zusammenzustellen?
Das Design ist nicht mehr ganz so bunt, wie noch im ersten Teil, aber nach wie vor farbenfroh. Die Welt wirkt etwas realer und erdiger, nicht mehr ganz so Comichaft. Die Actionsequenzen sind kürzer, aber nicht weniger brutal. Die wenigen längeren Kämpfe sind nach wie vor sehr gut choreographiert. Dazu gibt es noch einige Gemeinheiten (u.a. wird die Heldin zwischendurch lebendig Begraben, einen Alptraum den ein Könner wie Tarantino durchaus gut umsetzt). Das überraschendste ist wohl das Ende, bzw. das Treffen zwischen der Braut und Bill, welches deutlich anders verläuft, als wohl so ziemlich jeder erwartet hat.
Mit den Worten eines anderen Kritikers ist das ganze im Endeffekt nichts anderes als eine zynische Familienzusammenführung. Zwei Personen, die sich eigentlich lieben wollen, können doch nicht über ihren eigenen Schatten springen. Am Ende muss Bill dann doch schon fast wieder erwartungsgemäß sterben. Das bringt der Heldin wiederum gemischte Gefühle. Obwohl weniger Blut fließt ist der zweite "Kill Bill" zynischer als der erste. Die Arten der Tötung sind deutlich boshafter und mit der recht geradlinigen Action des ersten Teils hat das nur noch begrenzt was zu tun. Ein eigenwilliger, starker Film.
Kill Bill II |
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Alternativen |
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Einzelwertung |
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Drehbuch: | ![]() ![]() |
8 | |||||||||
Charaktere: | ![]() |
8 | |||||||||
Schauspiel: | ![]() |
9 | |||||||||
Kamera: | ![]() ![]() |
8 | |||||||||
Musik: | ![]() ![]() |
9 | |||||||||
Schnitt: | ![]() |
7 | |||||||||
Inszenierung: | ![]() ![]() |
8 | |||||||||
Design: | ![]() |
7 | |||||||||
Effekte: | ![]() ![]() |
7 | |||||||||
Action: | ![]() ![]() |
8 | |||||||||
Summe: | ![]() ![]() |
79 | |||||||||
Eigenwilliger, starker Film | 8 | ||||||||||
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