Alexander

Wer hat das Drehbuch geklaut?

Mit dem zweiten Sandalenfilm und dritten Historienepos seit "Gladiator" und "Herr der Ringe" ist das wieder so eine Sache. Eigentlich war zu hoffen, dass nach dem schwachen "Troja" und dem filmisch durchaus gelungen, aber historisch Unsinnigen "King Arthur," war eigentlich zu hoffen, dass ein Ausnahmeregisseur wie Oliver Stone es jetzt besser macht, aber dem ist leider nicht so. Technisch solide, aber schwach geschrieben fehlt es an allen Ecken und Enden für einen wirklich guten Film.

Sicher gibt es bei so einer Geschichte nur begrenzte Auswahl, wie sie umgesetzt wird. Das ganze in Rückblende von einem der Begleiter des Alexander erzählen zu lassen, wirkt aber etwas unglücklich. Die Kindheit des Helden zwischen zwei machtbesessenen Eltern und dessen Ausbildung und Freundschaften wird zu lange breitgetreten. Der erwachsene Alexander lastet den Mord an seinem Vater den Persern an und ruft zum Krieg gegen sie auf, obwohl man als Zuschauer eher das Gefühl hat, dass seine Mutter hinter der ganzen Sache steckt. (Historisch war es wohl ein Rachefeldzug nach einem weiteren Versuch der Perser Griechenland zu erobern.) Die Stationen und Daten des großen Zuges werden bruchstückhaft geschildert.

Aus irgendeinem Grund konzentriert sich der Film eher auf den Zug an das Ende der Welt, als auf die legendären Schlachten, von denen nur eine gezeigt wird. Richtig störend ist es, dass es der Film nicht für nötig hält die Lücken in der Historie aufzufüllen und Alexander eine Persönlichkeit zu geben, bei der diese Entscheidungen nachvollziehbar sind. Stattdessen begnügt sich Oliver Stone damit aus dem off erzählen zu lassen, dass keiner weiss, warum der große Alexander diese Entscheidung getroffen hat, so dass sich das Gefühl einstellt, dass man es eher mit einer Geschichtsstunde, als mit einem Historienepos zu tun hat. Der Film hält sich fast sklavisch an die derzeit bekannten historischen Fakten (vgl. z.B. Zeit 48/2005 S.40 "Der strahlende Tyrann")

Dass der Film die grausameren Seiten des Alexander auslässt, wundert bei einem amerikanischen Heldengemälde allerdings nicht wirklich. Ein Fehler des Films ist es, dass Alexander nicht so sehr als Anführer und selbstbewusster Mensch, sondern eher als getriebene Hedonist zu sehen ist, der eigentlich die ganze Zeit versucht dem Irrsinn seine intriganten Mutter zu entfliehen. Die ist mit Angelina Jolie sowieso etwas unglücklich besetzt, deren Leistung dann auch recht Zwiespältig ist. Sie ist zwar die mit Abstand charismatischste Schauspielerin der Besetzung, aber in einigen Szenen übertreibt sie es dann doch (mal wieder). Die anderen Rollen sind mit relativ unbekannten Schauspielern oder Stars aus der zweiten Reihe besetzt, so dass einem hier der Star-Overkill eines "Troja" erspart bleibt. Die füllen ihre Rollen aus, können aber keine Glanzpunkte Setzen, da ihnen das Drehbuch dazu kaum Gelegenheit bietet.

Das Design wirkt deutlich authentischer und echter als in Troja. Die antiken Kulturen (zumindest der Griechen und Perser) sind deutlich zu erkennen. Rüstungen, Kleidung und Welt wirken authentisch und entsprechend schmutzig. Auch die Struktur der Armeen mit deutlich erkennbaren Einheiten, die jeweils Anführer, Standarten und Musiker haben ist um Klassen besser als die Gesichtslosen Armeen in Troja. Die Inszenierung ist auf einem hohen Level fast schon erschreckend bieder, weit entfernt von der Genialität eines "Herrn der Ringe," oder auch (dem Hörensagen nach) anderen Filmen von Oliver Stone.

Das Gelaber über ewigen Ruhm nervt genau wie in "Troja" und muss als Pseudo-Motivation herhalten. Zum Glück ist das ganze hier aber nicht so penetrant. Als ob jemand so etwas zu seinen Lebzeiten voraussagen könnte. Es spricht dann wieder für das Können von Oliver Stone, dass er es trotz des zerfaserten Drehbuches und den Schwächen bei den Charakteren das ganze packend zu inszenieren und bis zum Schluss spannend zu halten. Vielleicht gibt es irgendwann noch einmal ein Historienepos mit einem guten Drehbuch. Richtig schlecht ist bei diesem Film ansonsten eigentlich nichts, außergewöhnlich aber auch nicht.

Alexander

Alternativen

  • King Arthur (7 - Guter Film, aber historisch unsinnig)
  • Troja (5 - Noch etwas Schwächer)

Einzelwertung

Drehbuch: Minus Zerhackte Erzählung 3
Charactere: Plus Einige mit Tiefe Minus Alexander zu nebulös 7
Schauspiel: Plus Glaubwürdige Darsteller 7
Kamera: Plus Gute Bilder 7
Musik: Plus Episch und wuchtig Minus Teils unpassend 6
Schnitt: Plus Effektiv und passend 7
Inszenierung: Plus Gute Episoden Minus Sehr Bieder 6
Design: Plus Glaubwürdige Welt Plus Passend schmutzig 8
Effekte: Plus Nicht zu erkennen 7
Action: Plus Einheitenstruktur Minus Unübersichtlich 6
Summe: Plus Solider Film Minus Schwaches Drehbuch 64
Zwiespältiges Historienepos 7
                   
Meinung

Die Spinnen...

..die Amerikaner, um mal den guten alten Obelix leicht abgewandelt zu zitiern. Wieso wird in diesen Filmen immer etwas vom großen und wichtigen Freiheitskampf erzählt? Das ist in Alex­an­der un­sinnig, denn der hatte einen eher absolutistisch Herr­schafts­stil. Bei King Arthur wird man das Gefühl nicht los, dass da jemand versucht die derzeitige Aussen­politik der USA zu recht­fertigen, auch wenn es da fast schon wieder passt. Das Reich König Arthurs ist in den Versionen der Ge­schichte, die ich kenne, ein Land in dem man, wenn es denn schon das Mittel­alter sein muss, am besten leben würde.

Eben­falls bei zwei Historien­filmen (Troja und Alex­an­der) nervt das Gelaber über Ruhm und Ewig­keit, bei dem gleich offen­sicht­lich ist, dass so etwas nur von jemandem ge­sagt und ge­schrieben werden kann, der das ganze im Nach­hinein be­trachtet. Damit nimmt man den Charak­teren und der Welt seines Films auto­matisch Au­then­tizität und Leben. Die Motivation der Handelnen muss aus ihrer Zeit und ihrem Umfeld heraus Sinn machen.