Paycheck

Wieder kein richtiger John Woo

Mit John Woo's Hollywoodfilmen ist das ja immer so eine Sache. Abgesehen von "Face/off" kann kein einziger wirklich überzeugen. "M-I-2" nervt mit einem zu selbstgefälligen Hauptdarsteller und unterirdischem Drehbuch, "Windtalkers" funktioniert als Kriegsfilm nicht wirklich und auch "Paycheck" fehlt die Intensität und Energie der Hong-Kong-Filme des (ehemaligen?) Actionvirtuosen. Auch dessen Spezialität - lange und komplexe Schießereien hat man schon viel zu lange nicht mehr gesehen.

Die Story zum Film stammt von Philp K. Dick, der unter anderem auch die Vorlagen für "Blade Runner" und "Minority Report" geliefert hat. Der Hauptcharakter ist ein Spezialist des "Reverse Engineering," sprich der Kunst ein Produkt wieder in seine Bestandteile zu zerlegen, so dass jemand anders es reproduzieren kann. Neben der hohen Bezahlung muss er damit leben, dass die Ergebnisse seiner Arbeit jedes mal wieder aus seinem Gedächtnis gelöscht werden. Nachdem das in (und der Job, um den es in diesem Film hauptsächlich geht) eingeführt worden sind, vergeht eine endlos lange (und langweilige halbe Stunde).

Als der Mann dann statt seines Geldes nur einen Haufen merkwürdiger Hinweise und Gegenstände findet geht es los. Dann macht John Woo auch das, was er am besten kann: Eine als Duell zwischen dem Protagonisten und dem Antagonisten ausgelegten Actionthriller mit hoher Geschwindigkeit, aber ohne unnötige Hektik. Der Held darf sich mit den unmöglichsten Dingen und Tricks retten, die irgendwie an MacGuyver erinnern. Ben Affleck passt irgendwie in die Rolle, eine besondere schauspielerische Leistung ist diese, allerdings nicht. Filmpartnerin Uma Thurmann wirkt andererseits völlig unterfordert.

Die Actionsequenzen haben die bei John Woo übliche Eleganz und Geschwindigkeit, aber irgendwie passen sein visueller Stil und die typische Hochglanzoptik eines Hollywoodfilms nicht wirklich zusammen. Das Ergebnis wirkt zu sauber, zu poliert und es fehlt ein gewisses Maß an Härte, damit das ganze wirklich funktioniert. Auf der anderen Seite gefällt mir der Showdown mit seinem relativ schmutzigen Kampf zwischen Held und Bösewicht schon wieder deutlich besser. Das Ende wirkt dann allerdings wieder seltsam künstlich.

Wieso das den ganzen Film über angekündigte tragische Ende, das auch sehr typisch für John Woos ältere Filme ist, dann doch noch reichlich künstlich auf ein Happy End umgebogen wird ist kaum nachvollziehbar. Und wenn es dann schon ein Happy End sein muss, dann gleich richtig. Das Geld bekommt er auch noch. Insgesamt bleibt ähnlich wie schon bei "Windtalkers" ein recht zwiespältiges Bild. Da dieser Film aber sowieso nur unterhalten will, gibt es hier einen Punkt mehr.

Paycheck

Alternativen

Positiv

Negativ

  • Gute Bilder
  • John Woo Action
  • Charismatische Darsteller
  • Verschenkte Grundidee
  • Endlose Einführung
  • Kein "echter" John Woo
Ordentlicher Actionthriller, aber weich gespült 6
                   
Meinung

John Woo vs. Hollywood

Seit John Woo in Hollywood arbeitet wird er (außer vielleicht in "Face/off" permanent ausgebremst. Bei "M-I-2" muss er sich mit endlosen Verfolgungsjagden herumschlagen, was er nicht wirklich beherrscht, bei "Windtalkers" nimmt seine elegante Ästhetik dem Kriegsfilm die nötige Härte, und bei "Paycheck" muss er erst ewig lange das Szenario vorstellen, bevor er endlich loslegen kann und selbst dann wirkt er seltsam gebremst.

Wann hat endlich ein Hollywood-Produzent den Mut John Woo richtig von der Leine zu lassen und seine einzigartige Mixtur aus harter, eleganter Action, emotionalem Hintergrund und mitreißender Energie umzusetzen? Joel Silver hat zuletzt mit "Matrix" bewiesen, dass es nicht immer PG-13 sein muss. Ich danke da auch noch mit Wehmut an Filme wie "Total Recall" (ab 18) oder "Terminator 2" (ab 16) als Action noch nicht weich gespült sein musste.