"Der Herr der Ringe" galt lange Zeit als unverfilmbar und war es bis vor kurzem auch. Erst die Entwicklungen der Tricktechnik in den letzen Jahren haben es überhaupt ermöglicht eine Welt wie Mittelerde auf der Leinwand real werden zu lassen. Dazu mussten trotzdem für diesen Film eine ganze Reihe von neuen Techniken entwickelt werden, die es so vorher noch nicht gab. Das bei einer Verfilmung der "Herrn der Ringe" die Reisen kürzer werden, eine Reihe von Nebenfiguren außen vor bleibt und der Fokus stärker auf Plot und Konflikten liegen muss, sollte jedem, der von beiden Medien etwas versteht klar sein. Die erste Herausforderung war es, aus dem komplexen Roman ein Drehbuch herauszudestillieren, ohne die wichtigen Teile zu verlieren.
Dazu kommt dann noch das Problem, dass es im Buch nicht nur einen Helden gibt, sondern die Kerngruppe aus neun Charakteren besteht und dazu kommt dann noch eine ganze Reihe von wichtigen Nebenfiguren, die für die Erzählung ebenfalls von zentraler Bedeutung sind. Diese Fülle von Figuren als echte Charaktere vorzustellen und trotzdem noch eine fließende Erzählung hinzubekommen ist den Autoren und der Regie des Films tatsächlich gelungen. Der Kern der ganzen Geschichte ist, wie im Buch, dass der kleine Hobbit Frodo eher zufällig an den "Einen Ring" kommt, der zerstört werden muss, um die Welt vor der Tyrannei Saurons zu bewahren. Da das ganze ziemlich gefährlich ist, bekommt er acht Begleiter zur Seite gestellt.
Neben dem Atemberaubenden und beängstigend real wirkenden Design der Welt trägt vor allem die (fast) perfekte Besetzung bis in die kleinste Nebenrolle dazu bei, den Film und seine Figuren glaubwürdig wirken zu lassen. Deren Leistungen, sowohl als Schauspieler, wie auch in den Actionsequenzen haben ein ungeheuer hohes Level, von dem die meisten anderen Filme nur träumen können. Dazu gibt es jede Menge wunderbar photographierte Bilder, atemberaubende Kamerafahrten und einen passenden Soundtrack, der allerdings nicht ganz das Niveau des restlichen Films erreicht. Zu bekannt wirken die Stilelemente und Themen, zu sehr an den letzen Scores von Hans Zimmer und der Musik von "Star Wars" orientiert.
Die Actionsequenzen sind gut choreographiert und der Film verzichtet zum Glück auf deutlich spürbare Übertreibungen. Trotzdem gelingt es dem Team spektakuläre Schwertkämpfe zu zeigen. Auch Kamera und Schnitt sind da bei hochklassig, nur auf die Handkameraästhetik in der Sequenz mit dem Troll hätte ich gerne verzichtet. Dass der Film das zerbrechen der Gruppe und den Kampf gegen die Uruk-hai verbindet war ebenfalls zu erwarten und macht auch aus dramaturgischen Gesichtspunkten Sinn. Die ganze Sequenz "Old Forest-Tom Bombadil-Barrow Downs" ist auch nicht dabei. Es gibt aber Gerüchte, dass auch dieser Teil gedreht wurde.
Dieser Film war eine absolute Revolution für das Fantasy-Genre, das er mit der Ernsthaftigkeit der besten Historienepen bearbeitet. Leider hatten es Fantasy-Filme bis dahin immer schwerer als Science Fiction, obwohl auch dort eine ganze Menge peinlicher Schrott fabriziert wurde. "Der Herr der Ringe: Die Gefährten2 ist ein verdammt starker Film, auch wenn er im nachhinein betrachtet die Klasse der beiden folgenden Teile nicht erreicht, da es insgesamt noch zu viele Ungenauigkeiten und Feinheiten gibt, die nicht ganz so gut passen, wie später.
Herr der Ringe — Die Gefährten |
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Alternativen |
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Einzelwertung |
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Drehbuch: | ![]() ![]() |
9 | |||||||||
Charaktere: | ![]() |
9 | |||||||||
Schauspiel: | ![]() ![]() |
9 | |||||||||
Kamera: | ![]() ![]() |
10 | |||||||||
Musik: | ![]() ![]() |
6 | |||||||||
Schnitt: | ![]() ![]() |
9 | |||||||||
Inszenierung: | ![]() ![]() |
8 | |||||||||
Design: | ![]() ![]() |
9 | |||||||||
Effekte: | ![]() |
8 | |||||||||
Action: | ![]() ![]() |
7 | |||||||||
Summe: | ![]() ![]() |
84 | |||||||||
Brillante Verfilmung der komplexen Vorlage | 8 | ||||||||||
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