Die Matrix-Trilogie

Eine Nachlese

Das Filme ab einer gewissen Größenordnung mit ordentlich Brimborium in die Kinos gedrückt werden ist nichts neues. Gewöhnlich ist der Aufwand der Vermarktung mit dem Aufwand der Produktion gekoppelt, so dass besonders die Filme aus der 100+ Millionen-Dollar-Kategorie auch ihr Geld einspielen. Dabei kommt zwar auch schon mal Schrott heraus, aber zumindest betriebswirtschaftlich macht das durchaus Sinn. Wenn der Marketingaufwand, bzw. der Hype, um einen Film deutlich überproportional zur Produktionsgröße ist, dann ist schon einmal Vorsicht angesagt. Diverse Videospieleverfilmungen und der billigst produzierte "Blair Witch Project" (auch für Leute, die den Film mögen) sollten da als Warnung ausreichen.

Als ich die ersten Trailer zu "Matrix" mit seiner eleganten unterkühlten Optik und den mysteriösen Aussprüchen von Morpheus "Was die Matrix ist, kann man nicht erklären, man muss es erfahren," war ich durchaus angetan. Dazu wurde (meines Wissens) zum ersten mal das Internet konequent von einer größeren Produktion genutzt. Die whatisthematrix-Seite kenne ich allerdings bis heute nicht. Der Film selbst hinterließ dann einen doch sehr zwiespältigen Eindruck. Der Versuch einen visuell einigermaßen innovativen Actionfilm mit esoterischem uns pseudo-intellektuellem Gelaber als anspruchsvolles Kino zu verpacken ist nicht wirklich gelungen. Der ganze Mittelteil langweilt dadurch mit Leerlauf.

Meine erste Reaktion nachdem der Kino-Effekt vergangen war lässt sich etwa so zusammenfassen: "Wenn der Mittelteil für Erzählung und Charakterzeichnung genutzt worden wäre, statt für Pseudogelaber, dann wäre "Matrix" ein guter Film gewesen. An dieser Einschätzung halte ich bis heute fest. Die ersten fünfzehn Minuten sind richtig gut, die letzte halbe Stunde ebenfalls und die zweite Viertelstunde ist noch Okay. Das Problem ist die Stunde dazwischen, deren erzählerischer Gehalt in etwa zehn bis fünfzehn Minuten gepasst hätte.

Leider wird das ganze künstlich aufgebläht, mit dem gleichen Zeug, das mich schon in feuilletonistischen Filmkritiken nervt. Kritiker aus dem entsprechenden Bereich sind dann auch tatsächlich auf diesen Marketingtrick hereingefallen und haben den Film über den grünen Klee gelobt. Sicher, als Action- und oder SF-Fan sollte man "Matrix" gesehen haben, denn die Optik ist bis heute einzigartig. Am Ende steht dem riesigen Hype ein Mittelklasse Actionfilm mit einigen innovativen visuellen Elementen gegenüber, nicht mehr und nicht weniger.

Nachdem man erfolgreich die Fans und Kritiker gemeinschaftlich in die Pfanne gehauen hat und das ganze ein riesiger Kassenerfolg wurde, musste ein Sequel her. Matrix: Reloaded ist dann eine richtige Großproduktion, für die unter anderem eine eigene Autobahn gebaut wurde. Der eigentlich völlig ausgelöschte Bösewicht des ersten Teils wurde gleich wiederbelebt, weil die anderen Agenten wohl doch zu langweilig war. Dazu wurde aus dem einzelnen Rebellenschiff eine ganze Stadt mit richtiger Regierung, die vor ihrer Zerstörung durch die Maschinen steht. Das ganze wirkt im Endeffekt wie eine Mischung aus düstererem "Krieg der Sterne" und "Matrix"-Elementen.

Optisch gibt es die elegantesten Martial Arts Sequenzen die jemals in einem westlichen Film zu sehen waren und die spektakuläre Verfolgungsjagd am Ende, für welche die eigene Autobahn nötig war. Die Charaktere aus dem ersten Teil treten neben einer ganzen Reihe von charismatischen Nebendarstellern etwas in den Hintergrund und es wird etwas weniger Zeit mit nervigem Pseudogelaber verbracht. Anders als vielen Kritikern gefällt mir der zweite Teil etwas besser als der erste. Die Auslegung als "großer" Actionfilm ist schon deutlich konsequenter.

Den praktisch gleichzeitig produzierten dritten Teil "Matrix: Revolutions gab es dann schon einige Monate später. Hat man einmal den schwachen Anfang hinter sich gebracht, wird das ganze ein überraschend gutes Actionepos. Viele Kritiker meinten, dass das letzte bisschen Sinn für die Action geopfert wird, aber da ich nie einen gesehen habe, denke ich eher, dass der Film endlich aufhört (außer am Anfang) mit peinlichem Pseudogelaber zu nerven und zugibt von Anfang an nur ein Actionfilm gewesen zu sein. Alles andere war meines Erachtens sowieso nur ein Marketingtrick. Egal ob die Schlacht in Zion, die deutlich besser ist, als der seelenlose "Krieg der Sterne" in "Episode II," oder Neos Kampf mit Agent Smith, der an das finale eines Superheldencomics erinnert, visuell, dramatisch und von der Action her ist das überzeugend.

Natürlich kann man sich beschweren, dass das ganze relativ wenig Plot hat, aber dessen Erzählung wird wenigstens nicht mehr angehalten. Als Trilogie ist das ganze genau genommen ziemlicher Blödsinn, denn dafür sind die Brüche zwischen den Teilen einfach zu groß. Am Ende bleiben drei Filme die visuell bis heute zu den spektakulärsten gehören, aber inhaltlich ihr nie Versprechen erfüllen konnten. Dazu gibt es noch die vielleicht unerotischste Sexszene der Filmgeschichte und das ständige Schwanken zwischen Freude über gute Action und dem Ärgern über überfrachtete Dialoge.

Bleibt noch das diskussionswürdige Ende. Es bleibt irgendwie dann nach allem trotzdem der Status Quo erhalten. Die Matrix wird nicht zerstört oder abgeschaltet, aber zumindest gibt es, erst einmal, Frieden zwischen den Menschen und den Maschinen. Der im zweiten Teil zum Terroristen gewordene Agent Smith ist besiegt, aber eigentlich ist irgendwie alles beim alten geblieben. Das die coole Cyber-Rebellion aus dem ersten Teil dann doch ein stockkonservatives Ende findet ist dann doch etwas befremdlich. Wenn man allerdings bedenkt, dass die meisten realen Rebellionen noch schlimmere Tyrannen hervorgebracht haben, als jene gegen die sie sich einst erhoben, ist das Ergebnis vielleicht gar nicht so schlecht.