Inception

Erschreckend Bieder

Eigentlich gehört Christorpher Nolan zu den besten Regisseuren in Hollywood, aber mit Inception kann er zum ersten mal nicht wirklich überzeugen. Das Konzept der Reise ins Unterbewusstsein bzw. die Träume will nicht so recht mit dem im Endeffekt recht biederen Actionthriller passen, dessen Bilder alle irgendwie von visuell besseren Vorlagen geklaut wirken. Woran es liegt, dass man uns die surreale Reise die eigentlich möglich gewesen wäre nicht zu sehen bekommt ist reine Spekulation.

Leonardo DiCaprio ist der beste in der Welt darin Leuten Geheimnisse aus ihrem Unterbewusstsein zu klauen. Doch dann bekommt er von einem Japaner (Ken Watanabe) den Auftrag stattdessen bei dem Erben eines Firmenimperiums einen Gedanken einzupflanzen. Dafür braucht er ein besonders fähiges Team, dass aber aus gesichtslosen Statisten besteht. Dazu geistert noch der Geist der verstorbenen Frau des Helden durch die Träume und macht ihm das Leben schwer (und ist genau genommen der Bösewicht).

Ja genau, der Geist einer als sie noch lebte wohl recht starken Frau. Das ist doch mal wieder typisch für das widerlich erzreaktionäre Frauenbild in großen Hollywoodproduktion. Die wird von Marion Cotillard durchaus gut gespielt, genau wie die Hauptrolle und Cillian Murphy, der das Opfer der Incetion gibt und seine Rolle durch seine Präsenz, sein Charisma und sein können eine unglaubliche Tiefe verleiht. Warum bekommt der Mann eigentlich keine Hautrollen? Die restlichen Mitglieder des Teams bleiben aber doch eher Blass, was gerade bei der Qualität der Hautfiguren besonders unangenehm auffällt.

Wie schon angedeutet sind die Action- und FX-Szenen doch arg bieder geworden. Abgesehen von der Faltung einer Traumstadt hat man das alles schon mal besser und dynamischer gesehen. Da wird das Bild arg statisch mit auseinander fliegenden Steinen gefüllt (solche Bilder kennt man von Micheal Bay seit zehn Jahren), Hochhäuser zum Einsturz gebracht (kennt man aus "2012" Spektakulärer), verfolgt und geschossen, besser als in "The Dark Knight," aber trotzdem ohne den Andrenalinschub oder besondere Eleganz, da wird im Luxushotel gekämpft (wie in diversen Bond-Filmen), aber keines der Originale wird wirklich erreicht.

Tatsächlich erinnert der Schnee-Level so dermaßen an "Modern Warfare 2," ist aber nicht annäheend so Adrenalintreibend. Außer einigen extremen Zeitlupen, die aber seit "Matrix - Reloaded" auch nichts wirklich neues mehr sind. Das ganze ist zwar wegen der komplexen Konstruktion mit drei Ebenen trotzdem spannend und gerade dabei exzellent montiert, aber leider mündet das ganze dann in ein richtig ärgerliches Ende.

Das ist unerträglich schwülstig und kitschig Inszeniert und führt eigentlich nur einen der Drei an der Stelle noch wichtigen Plotfäden zu Ende und lässt selbst das noch offen. Der Held hat zwar etwas erreicht, aber ob die Inception in der es den ganzen Film über eigentlich geht, erfolgreich war interressiert auf einmal nicht mehr wirklich. Was ist eigentlich an einem runden sauberen Ende so schwierig? Ich will es noch einmal ganz deutlich sagen: Ich fühle mich vom ende des Films schlicht und einfach verarscht.

Inception

Alternativen

Einzelwertung

Drehbuch: Plus Gute Idee und Dramaturgie Minus Überkandidelt 6
Charaktere: Plus Gelungene Hauptfigur Minus Seelenlose Nebenfiguren 5
Schauspiel: Plus Leonardo DiCaprio und Cillian Murphy Minus Die anderen haben zu wenig Raum 5
Kamera: Plus Gute Bilder Plus Sehr Effektiv 7
Musik: Plus Passend und treffsicher Eingesetzt Minus Teils zu wuchtig 6
Schnitt: Plus Effektiver, Zielsicherer Schnitt Plus Finale exzellent geschnitten 8
Inszenierung Plus Gelungene Dramaturgie Minus Konzept und Umsetzung passen nicht zusammen 4
Design: Plus Unauffällig passend 7
Effekte: Plus Größtenteils zu harmlos und altbacken 6
Action: Kreis Solide aber arg bieder 5
Summe: Plus Solider Actionthriller Minus Mit miesem Ende  59 
Arg aufgeblasener ordentlicher Actionthriller 6