Auf Ridley Scott ist (meistens) verlass. Das ist auch bei "Der Mann der niemals lebte" (der englischen passender mit "Body of Lies" heißt) nicht anders. Dabei sucht sich der Regisseur mit dem Krieg gegen den Terror gleich noch ein ganz heißes Eisen aus. Am Anfang erklärt Ed Hoffman (Russell Crowe) erst einmal worum es eigentlich geht: "Our world is a lot easier to put to an end than you might realise." und es wird gleich ein Haus in England in die Luft gejagt. Die Anschläge in Europa nehmen zu und die Geheimdienste (allen voran der CIA) wollen den Drahtzieher fangen oder ausschalten.
Vor Ort agiert der Agent Roger Ferris (Leonardo DiCaprio), der die Terroristen und deren Netzwerk aufspüren soll und selbst fließend arabisch spricht. "Dann bist du selbst ein halber Araber," bemerkt der jordanische Geheimdienstchef Hani (Mark Strong) dazu. Dem geht der zynische Umgang seines Chefs (Russell Crowe) mit seinen Partnern und Verbündeten ziemlich auf die Nerven, hat aber dann kein Problem damit einen Geschäftsmann als Strohmann zu missbrauchen (der dann auch getötet wird).
Der Film setzt auf eine Mischung von Stars (wie schon erwähnt) und eher unbekannten Schauspielern, die alle passend besetzt sind und hervorragend spielen, besonders weil ihnen das Drehbuch auch genügend Gelegenheit dazu gibt. Denn anders als der vordergründig Krawallige "Ein Quantum Trost" setzt "Body of Lies" auf deutlich subtilere Mittel und sorgfältige Charakterzeichnung, wie man sie in Thrillern und Action-Filmen selten sieht. Dazu gesellt sich die für Ridley Scott typische atmosphärische Dichte, und ein gutes gefühl dafür, wie lange einzelene Szenen und Momente brauchen um auf den Zuschauer zu wirken, auch wenn der Film es damit an der einen oder anderen Stelle etwas übertreibt und in eine gewisse Langatmigkeit abdriftet.
Die (wenigen) Actionszenen sind (trotz des Versuchs einigermaßen realistisch zu bleiben) flüssig und elegant inszeniert, wie man es sonst eigentlich nur von John Woo kennt. Selten hat man in letzter Zeit so ein gutes Gefühl für Raum und Timing und unnötige Hektik erlebt. Der Held muss dazu auch noch jedes mal nach einer entsprechenden Aktion ins Krankenhaus. Dazu gelingt es Ridley Scott gut des Leben in den Straßen des mittleren Ostens einzufangen und der klinischen Distanziertheit der Zentrale gegenüber zu stellen von der aus Ed Hoffman agiert.
Russel Crowe lässt den wirken wie einen grauen Mittelklasse-Mann mit Bierbauch und Familie, der während er einkauft oder seinen Kinder zum Sport bringt ohne mit der Wimper zu zucken die zynischsten Anweisungen gibt. Wie jeden wirklich guten Film kann man "Body of Lies" nicht wirklich beschreiben, sondern muss ihn sehen. Dann bekommt man einen der besten, härtesten und realistischsten Spionagefilm seit langer Zeit zu Gesicht, der einen nachdenklichen Zuschauer zurücklässt.
Der Mann der Niemals lebte |
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Alternativen |
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Einzelwertung |
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Drehbuch: | Spannend, intensiv, realistisch | 8 | |||||||||
Charactere: | Glaubwürdige und lebendige Charaktere | 9 | |||||||||
Schauspiel: | Mindestens passende in vielen fällen sogar gute bis großartige Leistung der Schauspieler | 8 | |||||||||
Kamera: | Gute Bilder Sehr Effektiv | 8 | |||||||||
Musik: | Passend, treffsicher und Atmosphärisch | 8 | |||||||||
Schnitt: | Effektiver, Zielsicherer Schnitt | 7 | |||||||||
Inszenierung: | Elegant, Lebendig und Atmosphärisch Passende Kontraste | 9 | |||||||||
Design: | Unauffällig passend | 7 | |||||||||
Effekte: | Gute und passende (fast unsichtbare) Effekte | 8 | |||||||||
Action: | Packend, flüssig und Elegant | 8 | |||||||||
Summe: | Dicht, realistisch und intensiv | 80 | |||||||||
Atmosphärischer und starker Spionagefilm | 8 | ||||||||||
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