Fluch der Karbik 2

Dead Man's Chest

Warum der zweite Teil von "Fluch der Karbik" als Untertitel "Pirates of the Caribbean" führt, statt "Dead Man's Chest" weiß wohl auch niemand so genau. Dass Sequels meist noch mal den gleichen Film mit größerem Budget und weniger Story bieten, ist nichts neues und wäre in diesem Falle nicht wirklich verwerflich. Zumindest ich fühlte mich bei der schieren Menge der Wendungen gegen Ende des ersten Teils doch etwas verschaukelt. Mehr Zeit für Gags, die irren Ideen des Jack Sparrow und bessere Actionsequenzen wären sicherlich kein schlechtes Rezept gewesen, doch leider geht der Film in eine andere Richtung.

An ihrem Hochzeitstag werden Elizabeth Swan und William Turner wegen Hochverrates verhaftet, weil sie einst Jack Sparrow zur Flucht verhalfen. Dann wird ihnen vom Vertreter der "West Indian Trading Company" ein Vorschlag unterbreitet, dass die Anklage fallen gelassen wird, wenn William ihm den Kompass von Jack bringt. Doch der braucht diesen, um eine Kiste zu finden, deren Inhalt es ihm erlaubt eine Verhandlungsgrundlage gegen den schleimigen untoten Geisterpiraten Davy Jones zu haben, dem er einst seine Seele verkaufte. Der charismatische traditionelle Bösewicht wirkt allerdings (trotz Tintenfischgesicht) gegen den fiesen Business-Hai vom Anfang irgendwie fast schon sympathisch.

Nach spätestens einer halben Stunde hat man sowieso den Überblick verloren, wer eigentlich gerade was von wem will und warum, denn das Drehbuch ist mit Nebenplots überladen. Die Autoren nehmen sogar das eine oder andere Loch in kauf, um bestimmte Charaktere wieder in den Film zu bringen. Die beiden ehemaligen Geisterpiraten, welche am Ende des ersten Films als Frauen verkleidet ablenken sollen, rudern im (scheinbar) gleichen Boot ein Jahr später zur Kannibaleninsel, wo die Black Pearl gerade am Strand liegt. Natürlich ohne zwischendurch zu verhungern und verdursten. Is klar... (Nein, sie sind nicht in der Crew des Schiffes, das William zu dieser Insel bringt). Dann fragt man sich am Ende noch... Nein. Das wird hier nicht verraten.

Die Charaktere haben leider weniger Profil als im ersten Teil, das Schauspielerische Level ist geringer und mit Ausnahme von wenigen Szenen wirkt das ganze seltsam Blutleer und Seelenlos. Dazu kommt am Ende noch ein Cliffhanger zum dritten Teil, der einfach zu viele offene Enden hinterlässt. Genau genommen wird eigentlich gar nichts zu Ende geführt bzw. befriedigend aufgelöst. Ebenfalls störend ist die möchtegern Epik des Films, der (fast) alles etwas zu lange auswalzt und damit noch deutlicher macht, dass für diese Länge eigentlich nicht genug Inhalt vorhanden ist. Eine Straffung des Materials auf normale Länge (der Film hat eine Halbe Stunde Überlänge), hätte dem Ganzen sicherlich gut getan.

Ansonsten werden wieder sämtliche Piraten (-Film) -Klischees durch den Fleischwolf gedereht. Es gibt einige gute Gags, nahezu perfekte Effekte und starke Actionszenen, die aber Teilweise zu lang sind. Auch bei der brillanten Kamera, der passenden Musik und dem nahezu perfekten Schnitt sieht man die für Bruckheimer-Produktionen typische technische Perfektion. Das ist immer noch ein unterhaltsamer Kurzurlaub in die Fantasy-Karabik, doch man vermisst den Ideenreichtum des ersten Teils.

Fluch der Karbik 2

Alternativen

Einzelwertung

Drehbuch: Plus Packend erzählt Minus Überladen Minus Löcher 4
Charactere: Plus Größtenteils solide Charaktere mit nachvollziehbarer Motivation 5
Schauspiel: Plus Glaubwürdige Darsteller Minus keine besondere Leistung 6
Kamera: Plus Effektive Kameraführung Plus Gute Bilder 8
Musik: Plus Passend und eingängig 6
Schnitt: Plus Guter Schnitt Minus Längen 5
Inszenierung: Plus Technisch brillant Minus Möchtegern-Epik 5
Design: Plus Gutes, stimmiges Produktions- und Monsterdesign 7
Effekte: Plus Spektakulär und nahezu perfekt 8
Action: Plus Flott und gut in Szene gesetzt Minus Szenen teilweise zu lang 5
Summe: Plus Technisch brillant Minus Längen 59
Unterhaltsames, aber etwas seelenloses, Piratenabenteuer 6