Fluch der Karibik

Endlich wieder ein richtiger Bruckheimer

Die großen Produktionen von Jerry Bruckheimer waren immer Garant für anspruchsloses Unterhaltungskino auf hohem Niveau. "Bad Boys," "The Rock," oder "Armageddon" sprechen da eine deutliche Sprache. Die Kritiker mochten seine Filme nie, aber die Actionfans konnten sich eigentlich immer sicher sein gut unterhalten zu werden. Aber zwischen letztgenanntem Film (1998) und "Fluch der Karibik" (2003) kam auch von dort kein "echter Bruckheimer" mehr.

Die Story ist bei Actionfilmen meist sowieso eher Nebensache. Auch bei "Fluch der Karibik" werden massig Klischees konzentriert. Vom einfachen Mann (der zur Abwechslung mal Schmied und nicht Bauer ist), der zum Helden wird, über die schöne Tochter aus hohem Hause, die entführt wird (die darf später sogar selber böse Jungs vermöbeln, ein echter Fortschritt gegenüber den Bruckheimer / Micheal Bay Macho-Filmen), den arroganten englischen Offizier, den bösen Geisterpiraten, den Schurken, der doch nicht so übel ist, bis zum besten und schnellsten Schiff der Karibik wird so ziemlich alles verwurstet. Dass der junge Held, der sich mit dem (scheinbaren) Schurken verbündet, um seine eigentlich unerreichbare Geliebte zu retten erfolgreicher ist, als der offiziell angetraute Offizier versteht sich von selber.

Als erstes fällt das Aufwändige, stimmige und teure Produktionsdesign auf, das einen gekonnten Mix aus echten historischen Vorgaben und Piratenromantik auf die Leinwand zaubert. Die Besetzung ist in allen Rollen passend und das Schauspielerische Niveau ist (für einen Actionfilm) erstaunlich hoch. Schwächen haben sich erwartungsgemäß bei der Darstellung der Seefahrt eingeschlichen. Sicherlich ist der Realitätsgrad eines "Master and Commander" nicht nötig, aber einige Dinge setzen zu deutlich darauf, dass die meisten Zuschauer keine Ahnung von Seefahrt haben.

Das Gewicht (außer wenn tatsächlich ein schwerer Goldschatz oder ähnliches im Laderaum liegt) dürfte bei einem Schiff von Größe und Gewicht der Interceptor (oder der Black Pearl) kaum einen Unterschied in der Geschwindigkeit bringen. Die hängt eher von Rumpfform und Takelage ab. Auch die Wende mit Hilfe des Ankers würde wohl eher zum Kentern als zum Erfolg führen. Schließlich ist in einigen der Totalen recht deutlich zu erkennen, dass die Schiffe in Wirklichkeit unter Motor fahren, aber das ist wirklich eine Kleinigkeit.

Etwas überraschend bei einer Bruckheimer Produktion ist allerdings, dass die Actionsequenzen relativ schwach sind. Oft werden nur Explosionen und Einzelkämpfe zusammengeschnitten, aber ein echtes Gefühl für den Verlauf der Schlachten entsteht weder beim Überfall auf Port Royal, noch bei dem Kampf zwischen Briten und Untoten um das Schiff. Auch die Schwertkampfduelle sind zu lang und wirken etwas uninspiriert. Abgesehen von den Längen stimmt das Gefühl zwar, aber es fehlt trotzdem etwas.

Ebenfalls störend sind einige unnötige Längen im Drehbuch und einigen der Dialoge. Manche Teile des Films brauchen einfach zu lange, um auf den Punkt zu kommen. Abgesehen von den Angeführten Kritikpunkten sitzt alles, Kamera Schnitt und Musik sind auf hohem Niveau. Insgesamt ist "Fluch der Karibik ein durchaus spaßiger und unterhaltsamer Film, dessen Schwächen in der Summe allerdings den siebten Punkt kosten.

Fluch der Karibik

Alternativen

  • Master and Commander (9 - Guter Film über die klassische Seefahrt)
  • Die Piratenbraut (? - Spaßiges Abenteur, noch weniger Seefahrt)

Einzelwertung

Drehbuch: Plus Größtenteils packend erzählt Minus Einige Längen 6
Charaktere: Plus Funktionieren Minus Sehr Klischeehaft 6
Schauspiel: Plus Glaubwürdige Darsteller Minus keine besondere Leistung 6
Kamera: Plus Effektive Kameraführung 7
Musik: Plus Gute, passende Musik, aber nichts außergewöhnliches 7
Schnitt: Plus Solider Schnitt, nichts besonderes 6
Inszenierung: Plus Technisch hochwertig, aber einige Längen 5
Design: Plus Gutes, passendes Design 8
Effekte: Plus Angenehm unauffällig 7
Action: Plus Spektakulär Minus unübersichtlich und / oder zu lang 5
Summe: Plus Spektakuläre Optik Minus Schwache Erzählung 63
Unterhaltsamer Abenteuerfilm mit Schwächen 6