Hellboy

Zwiespältige Comicverfilmung

Comics als Realfilme zu verfilmen ist derzeit "in," wohl vor allem, weil die ganze Digitaltechnik dabei auch mal einigermaßen Sinnvoll eingesetzt werden kann. Während Filme wie "X-Men" oder "Spider Man" ganz bewusst auf einen eher realistischen Look setzen (die Helden sehen ohne ihre Kostüme wie ganz normale Menschen aus und selbst wenn nicht bleibt der Rest (relativ) real), setzt "Hellboy" ganz bewusst auf eine etwas weniger realen und quietschbunten Comiclook. Trotz dieser Voraussetzung wirkt das ganze teilweise einfach zu künstlich. Auch ansonsten bleibt ein eher zwiespältiges Gesamtbild zurück.

Sicher, von einem Comic muss man keine erzählerischen Meisterleistungen erwarten, aber die Story von dem Dämonenjungen, der zum Menschen wird und gegen Monster Kämpft ist nicht wirklich neu. Auch der zyklische Plot um den Bösewicht und den Helden, der eigentlich sein Werkzeug sein soll, hat man schon einmal irgendwo gelesen oder gesehen. Das wäre alles nicht so schlimm, wenn es denn packend erzählt wäre, aber genau hier liegt die größte Schwäche des Films. Die Aneinandereihung der einzelnen Episoden und Sequenzen wirkt lieblos und zerfahren, erzeugt keinen echten Erzählfluss.

Das ist wirklich Schade, denn man fühlt jeder Sequenz an, dass die mit viel Sorgfalt und Liebe geschrieben und Inszeniert wurde. Der schwachen Erzählung stehen erstaunlich lebendige und (trotz ihres merkwürdigen Aussehens) menschliche Charaktere gegenüber, denen man gerne folgt. Ein anderes Problem ist, dass einige Sequenzen und Szenen (etwa wenn Hellboy seiner scheinbar fremdgehenden geliebten hinterherspioniert) sind dann doch etwas albern geraten. Die schauspielerische Leistung ist insgesamt solide, man glaubt den Darstellern ihre Charaktere. Mehr gibt es dazu wirklich nicht zu sagen.

Die Actionsequenzen sind, vor allem dank der Hauptfigur, größtenteils cool, aber technisch nicht völlig überzeugend. Dafür ist die Dynamik einfach zu langsam und die Choreografien sind zu sehr aus Standards zusammengesetzt. Das einige der bösen ewig lange spielen müssen, bevor sie angreifen, bzw. versuchen die Helden endgültig zu töten nervt mit der Zeit. Als Gag gibt es das schon seit "Zwei Glorreiche Halunken." Wie bei der Action wurde auch beim Design eher auf "Coolness" als auf Echtheit geachtet, so dass die Welt am Ende selbst für einen Film mit einem Look der Marke "Fast Animiert" etwas künstlich und unzusammenhängend wirkt.

Überhaupt ist in diesem Film vieles nur aus altbekannten Standards zusammengesetzt. Die Musik erfüllt die Aufgabe effektiv im Hintergrund, außer wenn Popsongs eingespielt werden. Die nerven einfach. Ähnliches gilt für die Kamera, die zwar immer ganz gut passt, aber wirklich gut fotografierte oder spektakuläre Bilder sucht man allerdings vergeblich. Der Film gibt sich wirklich alle Mühe zu gefallen und den Charakteren folgt man (von wenigen Ausnahmen abgesehen) gerne, aber am Ende reicht es leider nur für sechs Punkte und das ist wirklich Schade. Mit einer besseren Erzählstruktur und günstigerem Pacing wäre ohne größere Verrenkungen ein besseres Ergebnis möglich.

Hellboy

Alternativen

  • Van Helsing (8 - Comichafter Horror-Actionfilm)
  • Spider-Man 2 (8 - Komplexes Comic-Actiondrama)

Einzelwertung

Drehbuch: Minus Episoden greifen nicht ineinander Minus Teils zu albern 3
Charaktere: Plus Lebendige Charaktere Plus Wunderbar menschlich 8
Schauspiel: Plus Glaubwürdige Darsteller Kreis Keine besondere Leistung 6
Kamera: Plus Zielgenau Kreis Keine besonderen Bilder 7
Musik: Plus Unterstützt gut Minus Auswahl teils unglücklich 6
Schnitt: Plus Meist Passend Kreis Nur Standard 7
Inszenierung: Plus Gute Sequenzen Minus Insgesamt etwas zerfahren 6
Design: Plus Cooler Comiclook Minus Teils sehr künstlich 6
Effekte: Plus Sehr Aufwändig Kreis Teils sehr offensichtlich 7
Action: Plus Cool Kreis Unspektakuläre Choreografie 7
Summe: Plus Comicverfilmung im engeren Sinne Minus Zerfahrene Story 63
Etwas zwiespältige Comicverfilmung 6