Kill Bill I

Tarantinos Blut-Comic

Obwohl er nicht gerade zu den produktivsten Regisseuren gehört, ist Quentin Tarantino einer der bekanntesten seiner Zunft. "Kill Bill" ist gerade einmal sein vierter Film. Viel diskutiert wird meist die recht harte Gewaltdarstellung in seinen Filmen, so auch bei diesem. Am Ende ist es aber eher Tarantinos Können, dass überhaupt erst zu so einer breiten Diskussion führt. Die Stärke seiner Filme liegt dann auch eher in den eigenwilligen Dialogen und der Tatsache, dass er sich trotz allem Zynismus und Gewalt immer wieder Zeit für seine Figuren nimmt. Allein schon dadurch war "Kill Bill" in einer Zeit von Seelenlosen High-Tech-Actionfilmen so wertvoll.

Dabei ist die Story genau genommen nicht einmal besonders gut und wirkt an einigen Stellen sogar reichlich konstruiert. "Die Braut" wird von ihren ehemaligen Killerkollegen erschossen, überlebt aber irgendwie und wacht nach vier Jahren aus dem Koma auf. Dann ist sie natürlich auf Rache aus. Sie macht eine Liste der ehemaligen Begleiter und meuchelt die nacheinander. Das ist, abgesehen von einigen zusätzlichen Verwicklungen, eigentlich schon der ganze Plot. Es hat aber noch nie jemand behauptet, dass ein Actionfilm eine besonders komplexe oder intelligente Story braucht.

Wenn man schon fast keinen Plot hat, dann muss man sich eben auf die Charaktere (und natürlich die Action) konzentrieren und genau das macht der Film dann auch. Etwa wenn Die Braut und ihr erstes Opfer nachdem sie beim Versuch sich gegenseitig umzubringen die ganze Wohning zerlegen erst einmal in bester Kaffeeklatsch Manier labern, bevor sie weiter machen, oder die nächste Gegnerin erst einmal in Ruhe vorstellt. Besonders Hauptdarstellerin Uma Thurman verschmilzt praktisch perfekt mit ihrer Figur, aber auch die anderen Schauspieler stehen ihr da nicht viel nach.

Der erste Kill Bill in seinem Kern ein Actionfilm und die Action ist dann auch ziemlich gut. Tarantino holt sich dann für die Choreografien auch gleich einige Größen des Hong-Kong-Kinos, wie Yuen Woo-ping (u.a. auch für die Choreographie in den "Matrix"-Filmen zuständig), um entsprechend spektakuläre Kämpfe bieten zu können. Die sind dann, wie bei Tarantino nicht anders zu erwarten auch entsprechend blutig. Allerdings sind die Fontänen dabei so dermaßen übertrieben, dass neben dem bunten Design, auch hier wieder sehr deutlich wird, dass es sich doch eher um einen Comic handelt.

Auch ansonsten nimmt es der Film mit der Realität nicht so genau. Das kennt man zwar schon vom Actionkino, aber kaum ein Film setzt dies so bewusst ein, wie dieser. Dazu kommt noch die Musikauswahl von merkwürdigen Pop-Nummern aus den Achtzigern, geklauten Melodien von Morricone und ein wenig eigene Musik aus der Feder von Rapper RZA, die dem Film zusammen mit den Bildern eine sehr starke und eigenwilltge Atmosphäre geben. Irgendwie gelingt es Trantino sogar seine wüsten Genremix aus (Italo-) Western, Eastern und Hollywoodkino zusammenzuhalten. (Woran sein Kumpel Robert Rodriguez bei "Irgendwann in Mexiko" gescheitert ist.) Ein eigenwilliger starker Film.

Kill Bill I

Alternativen

  • The Killer (? - John Woos vielleicht bester Film)
  • Zwei Glorreiche Halunken (10 - Sergio Leones Meisterwerk)

Einzelwertung

Drehbuch: Plus Dialoge Kreis Ordentlicher Actionplot 7
Charactere: Plus Böse, aber trotzdem irgendwie menschlich 8
Schauspiel: Plus Glaubwürdige Darsteller Plus Angenehm subtil 9
Kamera: Plus Zielgenaue Kamera Plus Spielereien passen 8
Musik: Plus Geniale Auswahl Plus Irgendwie "Cool" 9
Schnitt: Plus Solider, passender Schnitt 7
Inszenierung: Plus Handwerklich hochwertig Plus Form und Inhalt passen 8
Design: Plus Buntes, funktionierendes Design 7
Effekte: Plus Effektiv im Hintergrund Kreis Teilweise offensichtlich 7
Action: Plus Spektakuläre Choreografie Plus Eigene Ästhetik 8
Summe: Plus Bildgewaltige Inszenierung Plus Charaktere 78
Starker und eigenwilliger Film 8