No Country For Old Men

Böse Menschen

Nachdem diesen Film in den USA kaum jemand sehen wollte, wartete der hiesige Verleih erst einmal die Oskars ab, denn "No Country For Old Men" war gleich acht mal nominiert. Ausgezeichnet wurde der Film dann völlig zurecht mit vier der begehrten Trophäen ausgezeichnet (bester Film, beste Regie, bestes adaptiertes Drehbuch und der vierte Oskar steht im nächsten Absatz). Dieser Film ist schlicht und einfach großartig. Dabei fängt das ganze so ähnlich an, wie schon einige Thriller und Actionfilme.

Vietnam-Veteran Llewelyn Moss (Josh Brolin) findet während der jagd in den Überresten einer wilden Schießerei einen Koffer voller Geld und entscheidet sich diesen mitzunehmen. Er traut es sich durchaus zu mit den Verfolgern fertig zu werden, doch mit einem hat er nicht gerechnet. Der völlig Skrupel- und Gnadenlose Anton Chigurh (Javier Bardem, zurecht mit dem Oskar für die beste Nebenrolle ausgezeichnet) jagt ihn mit merkwürdiger Frisur und hinterhältig freundlichem Auftreten. Etwas zwischen den Fronten steht der alternde Scheriff Ed Tom Bell (ebenfalls klasse: Tommy Lee Jones), der lieber seinen Ruhestand erreichen will, als sich auf eine wilde Konfrontation mit Ganoven einzulassen.

Alle Schauspieler leisten hervorragende Arbeit mit sparsamen und präzisen Spiel vor kargen, trockenen und staubigen Landschaften, der die Figuren absolut präzise und passend zeichnet. Die beiden Worte sparsam und Präzise treffen auf diesen Film sowieso auf fast alle Bereiche zu, von der Kameraführung über den Schnitt, den Einsatz von Musik bis hin zu den pointierten Dialogen. Statt sich mit Kamera und Musik aufzudrängen lässt der Film einfach die Schauspieler ihre Arbeit machen und entwickelt gerade dadurch eine unmittelbare Intensität, die dem modernen (Mainstream-) Kino heute meist fehlt. Gerade dadurch wird er zum perfekten Gegenstück zum heute üblichen Überwältigunsstil.

Tatsächlich ist der ganze Film deutlich weniger schnell und Actionlastig, als die Trailer suggerieren. Ähnlich wie bei Sergio Leone folgt einer recht langen Einführung, meist durch einen Dialog ein relativ kurzer Ausbruch intensiver Gewalt. Oft sieht man sogar nur das Ergebnis, wie die Leichen nach der Schießerei. Dadurch gelingt es dem Film typische Action-Klischees zu vermeiden und erschreckend real zu wirken. Es gibt keinen übermenschlichen Helden und selbst der scheinbar unaufhaltsame Böse verletzt sich mehr als einmal.

"No Country For Old Men" spielt in einem perfekt nachgebauten Texas der späten siebziger oder frühen achziger Jahre, als wäre er in dieser Zeit gedreht worden und man hätte das negativ nur zufällig heute wiedergefunden. Stilistisch wirkt der Film auf mich wie ein Spätwerk des bösen Bruders von Sergio Leone und spielt durchaus mit Elementen des Western. Dieser Film zeigt wie großartig und Zeitlos Filme auch heute noch sein können. Schade, dass so eine Qualität so selten ist.

No Country For Old Men

Alternativen

  • keine

Einzelwertung

Drehbuch: Plus Packend Plus Präzise Dialoge Plus Trockener Humor 9
Charaktere: Plus Glaubwürdige präzise gezeichnete Charaktere 9
Schauspiel: Plus Brillantes sparsam präzises Spiel aller Darsteller 10
Kamera: Plus Sparsame präzise Bilder, die sich entfalten können 9
Musik: Plus Passend, treffsicher und sparsam eingesetzt 8
Schnitt: Plus Präzise nahezu perfekter Schnitt 9
Inszenierung Plus Sparsam und Präzise: Alles sitzt genau an der richtigen Stelle 10
Design: Plus Perfektes Spät-70er-Texas 9
Effekte: Plus Effekte sind nicht als solche zu erkennen 8
Action: Plus Schnell kurz und hart 8
Summe: Plus Ein Film nahe an der Perfektion  89 
Brillanter lakonischer Thriller 9