Eigentlich macht "Babylon A.D." in der Vorschau einen guten Eindruck. Der derzeit einzige echte Action-Star Vin Diesel ist nach einigen Jahren endlich wieder auf der Leinwand zu sehen und dazu scheint der Film tatsächlich noch etwas mehr Tiefgang zu bieten, als bei Actionfilmen üblich. Doch nach diesem Interview mit dem Regisseur machten sich doch arge Zweifel breit. Tatsächlich wirkt das Ergebnis seltsam unausgegoren und kann auch von der guten Leistung des Hauptdarstellers nicht gerettet werden.
Der Söldner Torop (Vin Diesel) lebt irgendwo in Osteuropa mehr schlecht als recht und wird gleich von einem Mafioso angeheuert, um ein schöne Frau nach New York zu bringen. Begleitet von Michelle Yeoh und Angriffen gesichtsloser Gegner ohne Motiv geht es langsam aber sicher etwas langatmig zum Ziel. Wenn der Film dann Fahrt aufnimmt, gibt es nur noch eine wirre Sammlung von Ideen und Figuren, ein Plot-Faden löst sich einfach in Luft auf, und am Ende passt dann nichts mehr so richtig zusammen.
Hauptdarsteller Vin Diesel spielt seine Rolle als dunkler Held überraschend gut und lässt den Rest der Besetzung seltsam blass wirken. Dabei ist der Film mit Gerard Depardieu, Michelle Yeoh, Charlotte Rampling und Melanie Thierry durchaus gut bis Hochkarätig besetzt. Trotzdem bleiben die Figuren verschlossen. Die Schauspieler passen alle perfekt zu ihren Charakteren, doch bis auf Vin Diesel bleibt deren Leistung eher mäßig und die Persönlichkeit der Figuren seltsam Skizzenhaft.
Technisch ist das Ergebnis wenig überzeugend. Das gelungene Design (auch wenn mich New York zu sehr an Blade Runner erinnert) wird ordentlich eingefangen, doch man wird nie das Gefühl los, dass die ganze Zeit versucht wird an einem eigentlich zu kleinen Budget vorbei zu filmen. Das funktioniert natürlich nicht wirklich. Ebenfalls nervig ist die Tendenz des Films die Teils schlichten Bilder mit unerträglich schwülstiger Musik aufzublähen. Besonders bei den Massenszenen hat man das Gefühl, das Regie und Kamera diese nicht wirklich beherrschen. Das ist neben den eher mäßigen Actionszenen ärgerlich, da zu deutlich zu sehen ist, was möglich gewesen wäre.
Irgendwo zwischen den kleinen Szenen und den Massen, zwischen dem langatmigen ersten Teil und dem flotten aber wirren zweiten Teil, zwischen einem großartigen Vin Diesel und den mäßigen Nebendarstellern, zwischen guten Ideen und schlechter Umsetzung, zwischen Anspruch des Teams und den Wünschen des Studios werden Erzählung und Charaktere zerrieben. Die wirren Thesen zum religiösen Irrsinn und technologischem Machbarkeitswahn werden nur in den Raum gestellt aber nie im Film wirklich erfahrbar. Dabei hinterlässt der Film nur ein großes Fragezeichen, aber keine Fragen, und die Hoffnung auf einen besseren "Director's Cut" auf DVD.
Babylon A.D. |
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Alternativen |
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Einzelwertung |
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Drehbuch: | Gute Ideen Erst Langatmig... ...dann wirr | 3 | |||||||||
Charactere: | Glaubwürdig Größtenteils arg Skizzenhaft | 5 | |||||||||
Schauspiel: | Vin Diesel Solide Leistung der restlichen Besetzung | 6 | |||||||||
Kamera: | Teils Gute Bilder Teils arg schwülstig Massenszenen schlecht eingefangen | 4 | |||||||||
Musik: | Meist Passend Teils unerträglich schwülstig Nervige Hammerpassagen | 3 | |||||||||
Schnitt: | Solider Schnitt | 5 | |||||||||
Inszenierung: | Interessante Vision Insgesamt unsausgegoren | 3 | |||||||||
Design: | Gelungenes SF-Design New York von "Blade Runner" geklaut | 6 | |||||||||
Effekte: | Spektakulär aber billig | 5 | |||||||||
Action: | Solide Choreografie Meist arg wirr gefilmt | 4 | |||||||||
Summe: | Größtenteils Solide Erst langatmig dann wirr | 44 | |||||||||
Trotz guter Ansätze misslungener Film | 4 | ||||||||||
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