M-I III

Inhaltsfreier Actionthriller

Trotz ihres kommerziellen Erfolges waren die Filme der "Mission Impossible"-Reihe nie so richtig glücklich. Der erste war übermäßig kompliziert, wurde aber immerhin von Brian DePalma gekonnt in Szene gesetzt. Der zweite litt an seinem miserablen Drehbuch, seiner penetranten Frauenfeindlichkeit und einer ganzen Reihe weiterer Ungereimtheiten, die einem durchaus den Spaß an der visuellen Wucht der John Woo-Inszenierung verderben konnte. Der dritte Teil wird nun nicht mehr von einem Starregisseur, sondern von TV-Serien-Routinier J.J. Abrahams in Szene gesetzt und das sieht man dem Film leider auch teilweise recht deutlich an.

Agent Ethan Hunt bildet eigentlich nur noch aus, da er sich aufgrund seiner Beziehung und anstehenden Heirat aus dem Aktiven Dienst zurückgezogen hat. Als jedoch seine beste Schülerin vermisst wird lässt er sich noch einmal weichklopfen wieder mitzumachen. Dabei stößt er auf die Spur von Oberbösewicht Owen Davian, der angeblich schon ABC-Waffen und die für deren Herstellung nötigen Geräte an alle möglichen suspekten Subjekte und Staaten verkauft hat, wie z.B. die für den Giftgasanschlag verantwortliche Sekte in Japan und die Atomanlagen an Nordkorea.

Ich habe wirklich nichts dagegen, wenn Stars gegen ihre üblichen Rollen besetzt werden, aber Philip Seymour Hoffman schafft es einfach nicht wirklich bedrohlich zu wirken. Bei den wenigen Auftritten vor der Kamera tritt er nur als persönlichkeitsfreies Sadistenschwein auf und nervt einfach nur. Die restlichen Rollen sind passend besetzt, proflieren kann sich aber eigentlich nur Ving Rhames als bester Freund von Ethan Hunt. Auch Tom Cruise füllt seine Rolle deutlich besser aus als noch im zweiten Teil (dort nervte er mit unpassender Eitelkeit und Arroganz). Die anderen Nebendarsteller passen zwar in ihre Rollen, gehen aber irgendwie unter.

Warum Ethan Hunt dann entscheidet dieser Spur selbst zu folgen, statt sich wieder zu seiner Frau zurückzuziehen wird nie wirklich klar und macht eigentlich keinen Sinn, abgesehen davon, dass der Film dann Zuende wäre. Dazu kommt noch die völlig überflüssige Sequenz, in der die IMF aus wenig nachvollziehbaren Gründen versucht den Helden festzusetzen, deren einzige Aufgabe wohl darin besteht die Spielzeit etwas zu strecken. Eine weitere Fehlentscheidung der Autoren war es, nie zu sagen, was die "Hasenpfote," um die es im Film zentral geht eigentlich ist und welches Gefährdungspotential davon ausgeht. Dadurch wirkt besonders die zweite Hälfte des Films neben der schwächeren Inszenierung auch irgendwie Sinnlos.

Denn nach der Hälfte der Drehzeit hat der Film sein Pulver als Actionfilm verschossen. Nach einer spektakulären Hubschrauber-Verfolgungsjagd durch ein Windmühlenfeld, der akribisch geplanten und durchgeführten Aktion im Vatikan und dem Überfall auf der Brücke geht dem Film doch merklich die Luft aus. Spätestens wenn Tom Cruise zum dritten mal gegen die Zeit laufen muss, wirkt dieses Thema doch etwas langweilig und überstrapaziert. Der Einbruch in ein weiteres Hochhaus mitsamt Sprung aus dem Fenster wirkt nur wie ein schwacher Abklatsch der Szene aus dem Vorgänger. Das dann auch noch die klare Fehlentscheidung getroffen wird nicht zu zeigen, was Ethan im inneren des Gebäudes erlebt passt da irgendwie gut ins Bild.

Überhaupt ergeht sich dir zweite Hälfte des Filmes hauptsächlich in Wiederholungen und schwachen Reminizenzen an die vorherigen Teile, was wohl zum Teil auch der TV-Serien-Herkunft des Regisseurs anzulasten ist. Wenn es den Autoren gelungen wäre das Standard-Zeug in die erste Hälfte zu packen und die spektakulären Teile in die Zweite, wäre M-I III schon ein deutlich besserer Film. Denn die zweite Hälfte des Films hat weder visuell noch erzählerisch und schon gar nicht emotional die Kraft und die Intensität des ersten zu halten.

Zum Schluss muss dann auch noch seine Frau zwei böse Jungs erschießen. Ich hatte tatsächlich Zweifel daran, ob sie das selbst schafft. Nicht wegen der durchaus respektablen schauspielerischen Leistung, sondern an der üblen Erinnerung an eine ähnliche Szene in "Die Insel." Dazu kommt noch das Gefühl, dass im Endeffekt für einen "großen" Agentenfilm einfach um zu wenig geht. M-I III stellt sich mit seinem schwachen Drehbuch schon wieder selbst ein Bein. Schade um die wirklich gute erste Hälfte.

M-I III

Alternativen

  • James Bond - Goldeneye (? - Der beste neuere Bond)
  • Mission Impossible (? - Nach wie vor der beste unmögliche Auftrag)

Einzelwertung

Drehbuch: Plus Ordentlich erzählt Minus Leerlauf 3
Charactere: Plus Solide Charaktere Minus Unglaubwürdiger Bösewicht 4
Schauspiel: Plus Glaubwürdige Darsteller Minus Unglaubwürdiger Bösewicht 6
Kamera: Plus Effektive Kameraführung 7
Musik: Plus Passend Minus Nervige Interpretation des M-I Themas 5
Schnitt: Plus Solider Schnitt MinusEinige wilde Sprünge 6
Inszenierung: Plus Spektakuläre erste Hälfte Minus 08/15 zweite Hälfte 4
Design: Plus Weltweite Schauplätze Plus Gutes Kostümdesign 7
Effekte: Plus Gute Pyrotechnik, keine erkennbaren CGI-Effekte 7
Action: Plus Huschrauberduell, Angriff auf die Brücke Minus Teils langweilige Standards 5
Summe: Plus Gute erste Hälfte Minus Schwache zweite Hälfte 54
Zwiespältiger Actionthriller 5