The New World

Meditative Reise

Regisseur Terrence Malick macht nur etwa alle zehn Jahre einen Film, dann aber meist auch einen außergewöhnlichen. "The New World" macht da keine Ausnahme. Weiter von der Ästhetik und den Sehgewohnheiten des Mainstream-Publikums entfernt sind ansonsten höchstens noch Filme von Independent-Könnern wie Jim Jarmusch. Damit dürfte auch das Problem umrissen sein, das sicherlich einige mit dem Film haben. Man spürt halt an der einen oder anderen Stelle die Überlänge doch recht deutlich.

Die Geschichte ist schnell erzählt. Die ersten britischen Siedler versuchen im von Indianern bevölkerten Virginia eine neue, ideale, Welt aufzubauen. Doch die Realität von Goldgier und Hunger macht dies nahezu unmöglich. Mit den Siedlern reist der Abenteurer Captain Smith (Colin Farrel), der auf sich einer Reise zum Häuptling der Indianer in dessen Tochter Pocahontas verliebt (und umgekehrt), doch deren Liebe ist zum scheitern Verurteilt. Zu unterschiedlich sind Kulturen und Interessen der Charaktere. Später findet sie über Umwege doch noch ihr Glück, erliegt dann aber einer (westlichen) Krankheit.

Die Schauspieler treten gegenüber den Landschaften etwas in den Hintergrund, aber sowohl die etablierten Stars wie Colin Farrel und Christian Bale, als auch die zum ersten mal im Kino zu sehende Q'Orianka Kilcher als Pocahontas überzeugen mit Präsenz und präzisem und sparsamen Stil, der perfekt zum reduzierten Erzählstil des Films passt. Der verlässt sich eher auf Bilder und Musik als auf viele Worte und lange Dialoge. Trotzdem ist das ganze erstaunlich vielschichtig. Selbst wenn man sich auf den Stil des Films einlässt, kommt es doch zu der einen oder anderen Länge.

Es ist angenehm auch mal einen (amerikanischen) Film zu sehen, der die Kultur der Indianer tatsächlich ernst nimmt und nicht diese nicht nur als exotische Farbtupfer auftauchen lässt. Schließlich ist Amerika ihr Land und eigentlich wollen sie es nicht mit den Fremden teilen. Tatsächlich kommt es auch noch zum Kampf zwischen den Indianern und den Siedlern, ausgelöst allerdings durch einen Fanatiker auf Seiten der Briten. Auch dieser unterscheidet sich deutlich vom üblichen Actionkino. Der Film lässt den Kampf eher wie ein (sinnloses) Gemetzel ohne Sieger wirken.

Bleibt noch die außergewöhnliche Kameraführung zu erwähnen, die eine perfekte Symbiose mit der meist sphärischen Musik eingeht. Das es jede Menge fantastische Landschaftsaufnahmen zu sehen gibt, brauche ich wohl kaum noch extra zu erwähnen. Dazu gelingt es dem Film alle nervigen Klischees von (Melo-) Dramen erfolgreich zu vermeiden. "The New World" ist ein starker und sehr eigenständiger Film, mit dem sicherlich nicht jeder glücklich wird.

The New World

Alternativen

  • Dead Man (? - Jim Jarmuschs poetischer Western in schwarz-weiß)
  • In einem fernen Land (? - Epos über die Besiedlung der neuen Welt)

Einzelwertung

Drehbuch: Plus Ordentlich erzählt Minus Längen 6
Charactere: Plus Nachvollziehbare Charaktere trotz wenig Dialog 7
Schauspiel: Plus Glaubwürdige und charismatische Darsteller 8
Kamera: Plus Starke eigenständige Kameraführung 9
Musik: Plus Sphärisch Plus Passt perfekt 9
Schnitt: Plus Guter und außergewöhnlicher Schnitt 8
Inszenierung: Plus Eigenständig und größtenteils packend 9
Design: Plus Wirkt bis ins Detail glaubwürdig 9
Effekte: Plus Kaum erkennbare Effekte 8
Action: Plus Passend: Wirkt eher wie ein Kriegsfilm 8
Summe: Plus Sphärische Optik Plus Dichte Atmosphäre 81
Starker und eigenständiger Film 8