Charlie und die Schokoladenfabrik

Bunte Fantasiewelt

Tim Burton ist einer der außergewöhnlichsten Regisseure Hollywoods, der mit bizarrer Fantasie und eigenwilligen Filmen meist auch noch erfolgreich ist. (Abgesehen von "Batman Returns" und "Mars Attacks") Nachdem "Big Fish" trotz guter Kritiken von Fans und Kritikern dank mangelnder Vermarktung eher unterging, wurde für diesen Film ein überraschend hoher Aufwand getrieben. Weniger überraschend ist allerdings, dass der Film entgegen den quietschbunten Bildern der Trailer tatsächlich recht düster geworden ist.

Die Geschichte dreht sich um den exzentrischen Schokolatier Willy Wonka, der nach jahrelanger Abgeschiedenheit fünf Kinder zu einer Führung in seine wundersame Fabrik einlädt. Dazu versteckt er fünf goldenen Eintrittskarten in den Tafeln seiner beliebten Schokolade. Dann stellt uns der Film erst mal den sympathischen Charlie und dessen Familie vor, der mit seiner gesamten Familie in einem windschiefen Haus im Schatten der berühmten Fabrik lebt, das mehr von Liebe, als sonstwas zusammengehalten wird. Der muss dann ansehen, wie nach und nach die Eintrittskarten überall auf der Welt gefunden werden.

Die sind allerdings allesamt ziemliche Monster: Ein hyperintelligenter Videospielefreak, ein verfressener Deutscher, eine amerikanische kleine Karrierefrau und die verzogene Tochter aus hohem (britischem) Hause. Natürlich ist auch Charlie dabei, denn sonst würde der Film seinen Titel wohl kaum tragen. Natürlich kann man sich fragen, ob die anderen Kinder (besonders im Vergleich zu Charlie) gerade so unsympathisch sein mussten. Nach dieser (wirklich genialen) halben Stunde beginnt dann die eigentliche Führung durch die Schokoladenfabrik. Die fängt gleich damit an, dass der Gastgeber sich die Begrüßungsschow selber ansieht, statt Teil von ihr zu sein.

Willy Wonka ist dann ein dandyhafter Kindskopf, der sich hinter den Toren seiner Fabrik ein bizarres Fantasiereich aus Süssigkeiten aufgebaut, das mich in ihrer Konstruktion ein wenig Terry Pratchetts Scheibenwelt erinnert. Die Schokolade wird von einem Wasserfall gemischt, für die Schlagsahne muss die Kuh geschlagen werden, um nur einige Beispiele zu nennen. Nach und nach fallen die vier anderen Kinder ihren (anerzogenen) Schwächen zum Opfer, die sich allerdings auf "Gier" und "Arroganz" zusammenfassen lassen und natürlich der Unfähigkeit sich in der eigenwilligen Realität der Fabrik zurechtzufinden.. Hier wäre etwas mehr Kreativität durchaus interessant gewesen.

Das ganze ist dann eine Achterbahnfahrt durch die bizarre Welt aus dem Kopf von Tim Burton, die zwar keine erzählerische Offenbarung ist, aber als Achterbahnfahrt trotzdem immer packend und atemberaubend bleibt. Dazu führen die Arbeiter der Fabrik, die Umpa-Lumpas, die noch etwas kleiner sind als Hobbits neben Willy Wonka durch das Programm, Rudern die Galeere über den Schokoladenfluss und führen jedes mal eine Musicalnummer auf, wenn eines der Kinder fällt. Am Ende bleibt nur noch Charlie übrig, der den speziellen Preis gewinnt.

"Charlie und die Shokoladenfabrik" basiert auf einem klassischen Kinderbuch eines eigenwilligen Autors, das ich nicht kenne. Man kann sich aber schon fragen, ob der extreme Familiensinn der Hauptfigur (und auch die Familie von Willy Wonka) wirklich aus der Vorlage stammen, oder ob beides eher auf Druck von Hollywoodproduzenten entstanden ist, die ja sowieso keine Gelegenheit auslassen die intakte Familie zu feiern. (Obwohl es mich nicht wundern würde, wenn die USA das westliche Land mit den wenigsten intakten Familien ist.) Allerdings gelingt es Tim Burton das alles darzustellen ohne zu sehr in Kitsch zu verfallen. Bleibt ein visuell brillanter Film, über dessen Aussagen man sich lange streiten kann.

Charlie und die Schokoladenfabrik

Alternativen

  • keine

Positiv

Negativ

  • Brillantes Design
  • Packende Inszenierung
  • Geniale Einführung
  • Andere Kinder zu einseitig
  • Mäßige Erzählung
Brillant designter und inszenierter Film 8