Ex-Monty-Python Terry Gilliam ist als Regisseur ein absoluter Ausnahmekönner, der schon so unterschiedliche Filme wie "Time Bandits," "Brazil" und "12 Monkeys" auf dem Kerbholz hat. Zuletzt drehte man ihm aber auch aus unerfindlichen Gründen den Geldhahn zu. Wahrscheinlich hat das etwas damit zu tun, dass seine Filme sich meist doch recht deutlich vom üblich glattgebügelten (amerikanischen) Mainstrem unterscheiden. Den leicht schrulligen Charme hat er aber auch in "Brothers Grimm" bewahrt, auch wenn in der ersten Hälfte die eine oder andere Albernheit nervt. Wie viel des wunderbaren britischen Humors die deutsche Übersetzung ruiniert hat weiss ich leider nicht.
Die Gebrüder Grimm waren im richtigen Leben Gelehrte, welche durch die Lande zogen, um die klassischen deutschen Volksmärchen aufzuschreiben und so vor dem vergessen zu bewahren. Auch im Film ziehen sie durch das (französisch besetzte) Deutschland, aber sie nutzen den Aberglauben ihrer Zeit, um mit zwei Kumpels das Gefühl übernatürlicher Gestalten die ihr Unwesen treiben zu erzeugen und diese dann mit viel Brimborium und für eine hübsche Summe auszutreiben. Doch die Besatzer kommen ihnen auf die Spur und stellen die vor die Wahl sich mit einem verwunschenden Wald zu beschäftigen, oder gleich hingerichtet zu werden.
Welche Wahl die beiden treffen ist wohl recht offensichtlich. Dass es in dem Wald allerdings wirklich spukt und Magie am Werke ist, überrascht dann auch nicht wirklich. Natürlich glaubt den Beiden das kaum jemand wirklich. Terry Gilliam beweist dabei, dass die klassischen Horror- und Fantasy-Geschichten (bevor alle angefangen haben bei Tolkien abzuschreiben) auf den doch recht finsteren Märchen und Sagen dieser Art basieren. Besonders die zweite Hälfte ist fast reine Fantasy mit einem angenehmen Sinn für Ironie.
Vielleicht am überraschendsten für einen "kleinen" Film wie diesen ist das Liebevolle und aufwändige Design, das bis ins letzte Detail stimmig ist und einen lebendige glaubwürdige Welt erschafft. Ab und zu spielt der Film auch gekonnt mit der Künstlichkeit seiner Welt, etwa bei einigen der sich bewegenden Bäume. Das ganze wird von einer überraschenden erzählerischen Stringenz und guten schauspielerischen Leistungen gut zusammengehalten.
Die wenigen Actionsequenzen sind wunderbar dynamisch, gut geschnitten und, wie alles im Film, mit einem Augenzwinkern versehen. Brothers Grimm ist ein wunderbar eigenwilliges Fantasy-Märchen mit einem ganz eigenen Charme den ein amerikanischer Regisseur nie hinbekommen würde (ausser vielleicht Tim Burton). Das ist vielleicht nicht jedermanns Sache, aber trotzdem ein bärenstarker Film.
Brothes Grimm |
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Alternativen |
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Einzelwertung |
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Drehbuch: | Ordentlich erzählt Einige Albernheiten | 7 | |||||||||
Charaktere: | Wunderbar lebendige Charaktere Interessante Nebenfiguren | 8 | |||||||||
Schauspiel: | Glaubwürdige, charismatische und komische Darsteller | 8 | |||||||||
Kamera: | Zielgenaue Kameraführung Gute Bilder | 8 | |||||||||
Musik: | Passend und Gut Am Anfang und Ende zu viel Hammer | 7 | |||||||||
Schnitt: | Solider Schnitt, nichts besonderes | 7 | |||||||||
Inszenierung: | Präzise, humorvoll und packend | 9 | |||||||||
Design: | Lebendiges, echt wirkendes Design | 9 | |||||||||
Effekte: | Perfekt eingefügt und spektakulär | 8 | |||||||||
Action: | Visuell hervorragend Augenzwinkernd | 8 | |||||||||
Summe: | Schrulliger Charme Visuell brillant | 79 | |||||||||
Charmanter Fanatasyfilm | 8 | ||||||||||
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