Hidalgo

Einsam in der Wüste

Der Abenteuerfilm ist heutzutage eher im Actionkino aufgegangen. Wirklich exotische Schauplätze sind in einer Zeit, in der sich fast jeder einen Urlaub am anderen Ende der Welt leisten kann schwer zu finden und die übergänge zwischen beiden Genres sind sowieso fließend. "Hidalgo" versucht es mit spektakulären Landschaftsbildern der Wüste und einer Konstruktion, die man schon einmal irgendwo so ähnlich gesehen hat. Verantwortlich für diesen Film ist Joe Johnston, der schon für Spielberg Jurassic Park III gemacht hat.

Botenreiter und Halbindianer Frank Hopkins (Viggo Mortensen) gilt als bester und schnellster Reiter für lange Distanzen, muss aber miterleben wie nach von ihm überbrachten Befehlen ein ganzer Stamm (aufgrund eines Missverständnisses) massakriert wird und muss sein Leben in einer peinlichen Wild West Show bestreiten und wendet sich der Flasche zu. Das hat durchaus Ähnlichkeit mit dem (besseren) "Last Samurai." Denn auch Frank Hopkins muss sich erst in der Ferne (hier in der arabischen Wüste) selber finden, bevor er wieder zurückkehren kann.

Die Produzenten bestehen darauf, dass der Film auf einer wahren Geschichte basiert, während Historiker nicht einmal bestätigen können, ob es das für den Film Zentral "Ocean of Fire" Rennen jemals gegeben hat. Frank Hopkins reist jedenfalls zu dieser Veranstaltung, die so etwas wie eine Rallye Dakar mit Pferden ist. Natürlich gibt es einen Haufen mißgünstiger Konkurrenten, eine intrigante britische Lady und einen alten Scheich (Omar Scharif), der dem Helden auch nicht wohlgesonnen ist, weil seine Tochter ihn zu sehr mag (die aber an jemand anderen verheiratet werden soll).

Das eine amerikanische Produktion in der Lage ist, einen halbwegs glaubwürdigen (nicht mehr ganz so) Wilden Westen zu erzeugen steht außer Frage, aber auch der Rest des Designs wirkt stimmig. Das Arabien des Films wirkt aber eher wie eine Bilderbuchversion mit deutlich weniger unterschieden zur westlichen Zivilisation, als sie Heute zu Tage treten. Irgendwie ist das alles nur Beiwerk zum eigentlichen Kern des Filmes, dem Mann mit seinem Pferd mitten in der Wüste.

Insgesamt ist der Film etwas zu langsam, denn eigentlich sind nur die Teile in der Wüste und die wenigen echten Actionsequenzen wirklich interessant. Besonders die Befreiung der Prinzessin ist tatsächlich eine gelungene Sequenz, ebenso wie der spätere Kampf gegen die Wüstenräuber. Wirklich spannend ist aber nur Teil des Rennens danach, der von Pacing und Gefahr für den Helden tatsächlich passt. Ansonsten gibt es viele gut photographierte Bilder um zu wenig Story. Eine Straffung des Films auf weniger als zwei Stunden hätte sicherlich geholfen.

Eigentlich ist "Hidalgo" ein typischer Hollywoodfilm, der technisch (im großen und ganzen) Einwandfrei ist, der spektakuläre Bilder und ordentlichen Produktions- und Schauwert liefert, dessen Drehbuch aber nicht überzeugen kann. Grobe Fehler, die zur Abwertung führen gibt es zwar nicht, aber eine Empfehlung kann ich auch beim besten Willen nicht aussprechen.

Hidalgo

Alternativen

  • Last Samurai (7 - Besserer Film mit ähnlicher Konstruktion)
  • Sahara (? - Spaßiges Wüstenabenteuer)

Einzelwertung

Drehbuch: Plus Hält den Film zusammen 5
Charaktere: Plus Solide Charaktere, aber kein Tiefgang 5
Schauspiel: Plus Glaubwürdige Darsteller Minus keine besondere Leistung 6
Kamera: Plus Gute Bilder 7
Musik: Plus Gute Musik 6
Schnitt: Plus Solider Schnitt Minus Film zu langsam 6
Inszenierung: Plus Solide Standards 6
Design: Plus Westen passend, Arabien sehr Bilderbuchlastig 7
Effekte: Plus Meist deutlich zu erkennen 6
Action: Plus Wenige Sequenzen, die aber ganz ordentlich 5
Summe: Plus Gute Bilder Minus Langatmig 59
Visuell guter, aber langatmiger Abenteuerfilm 6